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Anatomy Trains - Das Konzept myofaszialer Leitbahnen

Bei Anatomy Trains geht es um eine funktionelle Anatomie.
Bei Anatomy Trains geht es um eine funktionelle Anatomie.
Der Begriff "Anatomy Trains" bezeichnet ein von dem Manualtherapeuten und Autor Thomas W. Myers entwickeltes Konzept zum Verstehen und Beschreiben individueller Körperhaltungen und Bewegungen. Im Vergleich zur normalen "mechanistischen" Anatomie zeichnet es sich in erster Linie dadurch aus, dass die sogenannten Faszien eine zentrale Rolle dabei spielen. Wenn Sie selbst als Manual- oder Bewegungstherapeut tätig sind, werden Sie sicherlich viele neue spannende Erkenntnisse daraus ziehen können.

Anatomy Trains als therapieübergreifendes Konzept

Beachten Sie zunächst, dass Anatomy Trains keine eigene Behandlungsmethode oder ein eigenständiges Übungssystem ist. Vielmehr handelt es sich dabei um eine spezifische Betrachtungsweise des menschlichen Körpers, welche den Blick auf die Verbindungen von Muskeln (Myo-) und Bindegewebsschichten (-faszien) richtet, um den Körper als ein funktionelles Ganzes zu begreifen. Diese Sichtweise lässt sich in verschiedenste Manual- und Bewegungstherapien zur Behandlung körperlicher Beschwerden integrieren und auf unterschiedliche Art und Weise in die Praxis umsetzen. Anatomy Trains ist somit ein übergreifendes Konzept, von dem sowohl Physiotherapeuten, Osteopathen und Rolfer als auch Sportlehrer, Yogalehrer und andere Übungsleiter und Therapeuten, die mit Körperhaltung und Bewegung zu tun haben, profitieren können.

Das "Schienennetz" des menschlichen Körpers

Anatomy Trains bedeutet auf Deutsch so viel wie "anatomische Züge" oder "Zuglinien". Die naheliegende Assoziation mit Eisenbahnlinien ist dabei durchaus erwünscht und ganz im Sinne des Autors. Myers benutzt in seinen Büchern und Vorträgen Metaphern wie Schienen, Bahnhöfe und Gleise, um die funktionellen Zusammenhänge zu beschreiben, welche die Bewegung und Haltung eines Menschen beeinflussen.

  • Die grundlegende Idee von Myers ist das Konzept myofaszialer Leitbahnen. Dabei handelt es sich grob gesagt um Verbindungen von in der Regel mehren Muskeln und sogenannten Faszien im menschlichen Körper.
  • Als Faszien werden grundsätzlich die Bindegewebsschichten des Körpers bezeichnet, welche dessen mehr oder weniger insolierte Komponenten wie ein verbindendes Netzwerk durchdringen und umhüllen. 
  • Sehr allgemein gesprochen könnte man sagen, dass durch das Fasziengewebe im Grunde jeder Teil des Körpers mit jedem anderen Teil verbunden ist, sodass sich so etwas wie ein integriertes Ganzes daraus ergibt. Bei Anatomy Trains geht es jedoch um weitaus spezifischere Verbindungen.

Die Bedeutung myofaszialer Leitbahnen

  • Bei der üblichen anatomischen Betrachtungsweise wird oft noch davon ausgegangen, dass ein Muskel lediglich zwei Knochen miteinander verbindet und so in einer mechanischen Art und Weise eine Bewegung ermöglicht. Thomas W. Myers argumentiert dagegen in verständlicher und überzeugender Art und Weise, dass scheinbar isolierte Muskeln in Wirklichkeit über bestimmte fasziale Verbindungen "Myofasziale Meridiane" bilden.
  • Da diese Meridiane unterschiedlichste Kräfte wie Druck, Spannung, Stabilität, Fixierung und Elastizität entlang bestimmter Linien im Körper weiterleiten, werden sie auch als "Leitbahnen" oder eben "Zuglinien" bezeichnet. Aufgrund der Verbundenheit dieser Linien kann unter Umständen zum Beispiel eine Verspannung an der Fußsohle Schmerzen im unteren Rücken verursachen.
  • Zur weiteren Differenzierung der unterschiedlichen Abschnitte oder Eigenschaften eines Meridians werden weiterhin einzelne myofasziale oder fasziale Komponenten im Sinne der Eisenbahnmetapher "Gleis" genannt, während ein "Bahnhof" immer einen Muskelansatz beziehungsweise eine verankernde Verbindung zu einem Knochen darstellt. Weitere Metaphern oder Bilder, die für bestimmte Zwecke gebraucht werden, sind etwa die von "Nahverkehrs-" und "Expresszügen" sowie von "Weichen", "Rangierscheiben" und noch einige andere.

Zusammengenommen stellt das Anatomy-Trains-Konzept eine ergänzende Perspektive auf die übliche Betrachtung und Analyse von Haltungs- und Bewegungsmustern dar, welche neue und andere Erkenntnisse hervorbringen kann. Wenn Sie mehr über die Methode lernen möchten und gerne erfahren würden, wie sich die Theorie myofaszialer Leitbahnen in die Praxis umsetzen lässt, ist neben dem einführenden und umfassenden "Anatomy Trains - Myofasziale Leitbahnen" von Thomas W. Myers auch der Besuch von einem seiner regelmäßig auch in Deutschland (Baden-Baden) stattfindenden Workshops zu empfehlen.

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