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Asthenische Persönlichkeitsstörung - Ursachen und Merkmale

Asthenische Personen sind sich oft unsicher.
Asthenische Personen sind sich oft unsicher.
Bei einer asthenischen Persönlichkeitsstörung dominiert ein zurückhaltendes und ängstliches Verhalten. Betroffene äußern ihre Meinung nicht und richten sich sehr stark nach anderen. Sie haben Angst, abgelehnt oder nicht gemocht zu werden. Astheniker können aber lernen, diese Verhaltensmechanismen schrittweise abzubauen.

Der Begriff "asthenisch" kommt aus der griechischen Sprache und steht für "schwach" oder "kraftlos". Übertragen auf die Persönlichkeit eines Menschen bedeutet dies, dass jemand sehr zurückhaltend ist. Diese Art des Charakters wird in der Medizin analog als "dependent" oder "abhängig" bezeichnet.

Die asthenische Persönlichkeit

Wer eine asthenische Persönlichkeitsstörung hat, fühlt sich oft hilflos. Aus der Hilflosigkeit heraus überlassen Betroffene anderen wesentliche Entscheidungen. Sie gehen davon aus, nicht zu wissen, was richtig ist.

  • Dies bedeutet, dass Personen mit dieser Störung wenig Selbstvertrauen haben. Sie halten sich nicht für kompetent genug und vertrauen lieber auf die Hilfe anderer.
  • Ein zweites Merkmal dieser Persönlichkeitsstörung ist die Angst, nicht gemocht zu werden. Viele Menschen machen sich Gedanken über das Bild, das Außenstehende von ihnen haben. Sie sind bemüht, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Bei einem Astheniker ist dieser Wunsch stärker ausgeprägt und er hat Angst, den Vorstellungen anderer nicht zu entsprechen.
  • Weil sich Astheniker passiv verhalten, bringen sie andere dazu, über ihren Kopf hinweg zu entscheiden. Wenn Betroffene sich nicht trauen, ihre Bedürfnisse zu äußern, haben Sie als Kontaktperson das Gefühl, der Astheniker sei mit allem einverstanden. Mit der Zeit kann sich dies automatisieren und Betroffene werden nicht mehr nach ihrer Meinung gefragt. Dies ist eine selbsterfüllende Prophezeiung.
  • Das zurückhaltende und ängstliche Verhalten muss nicht bedeuten, dass ein Astheniker keine Meinungen hat. Er ist gehemmt, die Anschauungen und Wertvorstellungen, die er hat, zu äußern. Wie bei allen Persönlichkeitsstörungen, zeigt sich das Verhalten in verschiedenen Situationen und kann zu beruflichen oder privaten Problemen führen. In einer Partnerschaft ist es oft belastend, wenn ein Partner den Eindruck hat, er müsse immer alles bestimmen und sei für alles verantwortlich.

Weil die Persönlichkeitsstörung sich im Kindheits- und Jugendalter erst richtig manifestiert, kann sie nicht vor dem 16. Lebensjahr diagnostiziert werden. Zwar können auch Kinder oder Jugendliche Symptome zeigen, die der Störung ähneln, aber weil Einflüsse in der Jugend den Charakter stark prägen, ist die Persönlichkeitsentwicklung hier noch nicht abgeschlossen. Forscher gehen davon aus, dass sich die Merkmale der Störung im mittleren oder höheren Lebensalter wieder zurückbilden. Dann sinkt der Leidensdruck, weil Betroffene mit der Zeit lernen, mit ihrer starken Sensibilität besser umzugehen. Etwa 2% der Bevölkerung erfüllen die Kriterien, wobei die Störung eher bei Frauen zu finden ist. Wichtig ist, dass die Ängstlichkeit das Verhalten bestimmt und nicht nur als kurze Phase im Leben auftritt. Ansonsten sind die Kriterien der Störung nicht erfüllt.

Ursachen der Störung

  • Ursache der asthenischen Persönlichkeitsstörung sind oftmals große Veränderungen in der Kindheit. Das Kind hat etwas erlebt, das es überfordert hat, etwa der Tod eines Elternteils. Intensive Streitigkeiten zwischen den Eltern und Misshandlung können weitere Ursachen sein. Das Kind hat gelernt, dass diese demütigende Situation leichter zu ertragen ist, wenn es keine eigene Meinung äußert. Es verdrängt eigene Wünsche und übernimmt den Willen anderer.
  • Eine weitere mögliche Ursache ist die genetische Veranlagung. Angstgefühle werden von einem bestimmten Teil des Gehirns – der Amygdala – gesteuert. In gefährlichen Situationen wird dieses Areal aktiviert und es wird ein Stressprozess in Gang gesetzt. D.h. Ihr Körper schüttet Stresshormone (Adrenalin) aus, die einen Anstieg des Blutdrucks und der Herzfrequenz sowie das „flaue“ Gefühl im Magen bewirken. In diesem Moment empfindet man Angst.
  • Bei manchen Personen reagiert die Amygdala besonders schnell und sie ist auch größer dimensioniert. Betroffene empfinden schneller und stärker Angst und genau das ist bei vielen Asthenikern der Fall. Dies ist angeboren.

Beide Faktoren – die genetische Veranlagung und belastende Erlebnisse in der Kindheit – können das Risiko für eine asthenische Persönlichkeitsstörung deutlich erhöhen. 

Hilfe bei der Persönlichkeitsstörung

  • Die Persönlichkeitsstörung kann sich im Laufe des Lebens abmildern. Machen Betroffene die Erfahrung, dass sie ernst genommen werden, trauen sie sich zunehmend, eigene Wünscht mitzuteilen. Erlebt ein Astheniker, dass seine Meinung wichtig ist, wird er selbstbewusster.
  • In einer Therapie üben Betroffene, sich in Gesprächen zu behaupten. Hier kommen Rollenspiele zum Einsatz. Hilfe kann analog eine Therapie mit Sport bringen. Durch den Sport erleben sie, was sie schaffen können und das Selbstvertrauen steigt.
  • Die Unruhe und Angst, die bei einer asthenischen Persönlichkeitsstörung dominiert, kann durch Entspannungsverfahren reduziert werden. Diese beruhigen Betroffene und können gezielt bei innerer Anspannung verwendet werden.
  • Viele Asthenikern hilft es, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und Termine in einer Selbsthilfegruppe wahrzunehmen.

Die asthenische Persönlichkeitsstörung betrifft ruhige und zurückhaltende Menschen. Nicht immer ist eine Therapie notwendig. Sind die Symptome stark ausgeprägt und leiden Sie unter der Persönlichkeitsstörung, sollten Sie sich an einen Psychologen oder Psychiater wenden. Wenn Sie bei jemandem in Ihrem Umfeld den Verdacht haben, dass diese Person von der Störung betroffen sein könnte, sollten Sie sich genau überlegen, wie Sie vorgehen. Jemanden gleich direkt darauf anzusprechen, kann einen vorsichtigen Menschen „verschrecken“ und zum Rückzugsverhalten führen. In so einem Gespräch kann sich ein Astheniker schnell überrumpelt fühlen. Sinnvoller ist es, das Thema anzuschneiden, indem Sie bei einem ruhigen Gespräch äußern, dass der andere auf Sie oft unruhig oder ängstlich wirkt und Sie den Betroffenen ermutigen, sich zu einem Beratungsgespräch an einen Psychologen zu wenden. Lehnt Ihr Gegenüber dies ab, dann sollten Sie die Entscheidung respektieren. Nicht jeder Astheniker hat den Wunsch nach einer Therapie.

helpster.de Autor:in
Andrea Nittel-Neubert
Andrea Nittel-NeubertAndrea war im Personalwesen tätig und hat dadurch einen professionellen Blick auf die Aspekte von Beruf & Karriere. Durch ihr Studium in der klinischen Psychologie kann sie nicht nur Karrieretipps geben, sondern auch in den Bereichen Liebe & Beziehungen weiterhelfen.
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