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BFE bei der Polizei

Beamte von der BFE tragen eine spezielle Schutzausrüstung.
Beamte von der BFE tragen eine spezielle Schutzausrüstung.
In vielen Bundesländern gibt es eine Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit - kurz BFE genannt - bei der Polizei. Die Bezeichnung lässt vermuten, dass es sich dabei um Spurensicherung und Verhaftungen handelt. Tatsächlich sind die Beamten dieser Verbände bei Massenveranstaltungen im Einsatz, bei denen es vermutlich zu Gewalttaten kommt.

Gefährliche und anstrengende Aufgaben der BFE

Da der Polizeidienst zu den hoheitlichen Aufgaben der Bundesländer gehört, gibt es in Deutschland keine einheitlichen Strukturen. Sofern eine Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit in einem Bundesland vorhanden ist, wird sie nicht als Sondereinheit geführt, sondern ist anderen Einheiten unterstellt.

  • Die  BFE kommt bei Fußballspielen von Vereinen, deren Fans für gewalttätige Auseinandersetzungen bekannt sind, zum Einsatz. Außerdem begleiten die Trupps Demonstrationen, bei denen Ausschreitungen zu befürchten sind.
  • Die Aufgabe besteht unter anderem in der Beweissicherung. Das heißt, die Beamten dokumentieren über Fotos und Videos das Geschehen. Diese Maßnahme hilft später zu erkennen, von welchen Personen Gewalt ausging. Begangene Straftaten lassen sich durch diese Beweise einzelnen Tätern zuordnen. Die BFE löst die Versammlungen auf und schreitet bei Gewalttaten ein.
  • Die Trupps bestehen meist aus 46 Beamten mit klar geregelten Kompetenzen. Zehn Beamte sind für die Beweissicherung und die technische Betreuung zuständig, 30 für das Eingreifen und die Festnahmen. Zwei Beamte bearbeiten die Festnahmen und vier koordinieren die Einsätze.
  • Die Bundespolizei, die 2005 aus dem Bundesgrenzschutz hervorgegangen ist, unterstützt auf Anforderung die Polizei der Länder. Außerdem hat sie eigene Aufgaben, zum Beispiel sichert Sie den Luftverkehr. Die Bundespolizei unterhält die Beweissicherungs- und Festnahmehundertschaft (BFHu). Die Aufgaben der BFHu und der BFE sind weitgehend identisch.
  • Damit die Einheiten ihre Aufgaben erfüllen können, haben Sie eine spezielle Ausrüstung. Dazu gehört Schutzkleidung, die vor Geschossen und Feuer schützt. Das technische Equipment umfasst Foto- und Videoausrüstungen, Laptops mit Internetverbindung, Hör- und Sprechverbindungen und Handys.
  • Die Trupps sind mit den normalen Dienstwaffen ausgerüstet. Sie haben ferner Maschinenpistolen, Schussvorrichtungen für Reizgas und Blendgranaten sowie einen speziellen Schlagstock.

Regelungen des Polizeidiensts in den Ländern

Wenn Sie Interesse haben, bei einer BFE zum Einsatz zu kommen, müssen Sie sich generell für den Polizeidienst qualifizieren. Der Weg in die BFE führt über die Einheit, der die BFE bei der jeweiligen Landespolizei zugeordnet ist. Die BFE ist kein Spezialeinsatzkommando (SEK), Sie können sich nicht direkt bei der Einheit bewerben. 

  • In Berlin gibt es keine BFE-Einheiten. In Nordrhein-Westfalen ebenfalls nicht, aber die Technischen Einsatzeinheiten (TEE) erfüllen ähnlich Aufgaben. In Bayern gibt es ebenfalls keine BFE, aber die Unterstützungskommandos (USK) haben vergleichbare Aufgaben. Sie gehören zur Bereitschaftspolizei.
  • In Baden-Württemberg gibt es sechs Einheiten, in Brandenburg sind es vier Einheiten, in Bremen eine, in Hessen vier, in Mecklenburg-Vorpommern eine, in Niedersachsen fünf, in Sachsen drei, in Schleswig-Holstein zwei und in Thüringen gibt es eine Einheit. Die BFE ist in diesen Ländern einer Einheit der Bereitschaftspolizei angegliedert.
  • In Hamburg gehört die BFE zur Technischen Einsatzhundertschaft (TEE). In Rheinland-Pfalz und dem Saarland ist die BFE der den Einsatzhundertschaften zugeordnet.

Ein Bewerbungsverfahren für die BFE gibt es nicht. Im Dienst bei der Polizei zeigt sich, ob Sie ausreichend psychisch und physisch belastbar sind. Wenn Ihr Vorgesetzter außerdem weiß, dass Sie diesen Dienst machen wollen, wird er Sie vorschlagen. In der Regel  findet ein Test statt. Anschließend bekommen Sie eine besondere Ausbildung (Stand: November 2014)

Ungeliebte Einsatztruppe in der Kritik

Der Einsatz bei gewalttätigen Auseinandersetzungen ist hart, zudem sind die Beamten durch die Schutzkleidung regelrecht vermummt. Da sie nicht wie Menschen wirken, sind sie in besonderem Maße Beschimpfungen und Provokationen ausgesetzt. Durch den gemeinsamen Einsatz entstehen besondere Beziehungen in der Gruppe untereinander und zu den "Gegnern". Dies hat zu Fehlverhalten und zu Kritik an den Einheiten geführt.

  • Ermittlungen wegen Strafvereitelung im Amt und Falschaussagen haben dem Ansehen der BFE geschadet. Inhalt der Verfahren ist meist, dass die Beamten sich gegenseitig decken, wenn sie zu brutal vorgegangen sind.
  • In der aufgeheizten Atmosphäre kommt es immer wieder zu übermäßiger Gewalt gegen Demonstranten oder sich prügelnden Hooligans. Die Mitglieder der Einheiten und die Vorgesetzten übersehen das Fehlverhalten gerne.
  • Die Demonstranten sind nicht immer gewaltbereite Links- oder Rechtsradikale. Im Zusammenhang mit Castortransporten und bei den Demonstrationen gegen Stuttgart 21 wurden Bürger, die friedlich protestierten von der BFE angegriffen.
  • Besonders kritisch werden die Spezialeinheiten betrachtet, weil Anfragen aus Gründen der Geheimhaltung nicht beantwortet werden.

Der Dienst bei der BFE ist mit Sicherheit ein wertvoller Dienst an der Gesellschaft und auch notwendig. Trotzdem ist es sinnvoll, die Einsätze kritisch zu begutachten und die Möglichkeiten einer Deeskalation im Vorfeld besser auszuschöpfen.

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