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Deeskalationstechniken - so klappt die verbale Deeskalation

Deeskalationstechniken können Gesprächsknoten öffnen.
Deeskalationstechniken können Gesprächsknoten öffnen.
Die eine oder andere der zahlreichen Deeskalationstechniken zu beherrschen, kann sich als äußerst hilfreich erweisen, um eine Streitsituation zu entschärfen und sie im besten Falle wieder zu einem Gespräch auf sachlicher Ebene zurückzuführen.

Gelassen bleiben in eskalierenden Situationen

Für einen gelungenen Einsatz von Deeskalationstechniken ist es zunächst einmal wichtig, in einer brenzligen Gesprächssituation gelassen sein zu können. Denn allzu schnell lässt man sich von seinen Emotionen mitreißen, vor allem, wenn man sich durch Äußerungen des Anderen angegriffen oder gar verletzt fühlt. Hier einige Hinweise, wie sich Gelassenheit üben lässt:

  1. Nehmen Sie sich eine störungsfreie Auszeit und rufen sich eine Situation in Erinnerung, die Ihrem Erleben nach Eskalationspotenzial hatte. Entspannen Sie sich und versichern sich innerlich, dass diese Situation vorbei ist und keinen Einfluss auf die Gegenwart mehr hat. Damit dies gelingt, ist es wichtig, ein Beispiel auszuwählen, das inhaltlich und gefühlsmäßig tatsächlich abgeschlossen ist. Hilfreich für diese Übung kann es sein, am Boden mit farbigem Papier symbolisch zwei Situationen zu verorten: Einmal die des Streites und zum anderen - einen großen Schritt davon entfernt - Ihren sicheren Platz, an den Sie sich zurückziehen können.
  2. Stellen Sie sich nun auf den "Streitplatz" und schließen Sie, wenn Ihnen das angenehm ist, die Augen. Spüren Sie dem Augenblick nach, in dem Sie in der vergangenen Situation die ersten Anzeichen einer sich steigernden angespannten Atmosphäre wahrgenommen haben. Wie haben Sie das erkannt, wo in Ihrem Körper haben Sie das gespürt? Merken Sie sich Ihre gedankliche und vor allem körperliche Reaktion, um in Zukunft eine Art Instinkt für rechtzeitiges Handeln etablieren zu können. Vielleicht belegen Sie das Gefühl zusätzlich mit einem Namen oder Titel.
  3. Gehen Sie dann einen Schritt zurück auf Ihren sicheren Platz und spüren, wie sich Ihre Wahrnehmung der angespannten Situation verändert, wenn Sie sich "herausnehmen". Lassen Sie sich Zeit und atmen Sie tief ein und aus, verankern Sie das distanzierte Gefühl ebenso in Ihrem Körper und Ihren Gedanken wie beim vorigen Schritt.
  4. Wenn Sie das Gefühl der Sicherheit oder Gelassenheit - oder was auch immer in diesem Augenblick für Sie wichtig sein mag - durchgehend spüren, verabschieden Sie sich von dem situativen Nacherleben und setzen sich außerhalb der Szene bequem auf einen Stuhl. Schauen Sie sich die Szene aus der Distanz etwa wie einen Film an und nehmen Veränderungen in Ihrem Gefühl dazu wahr. Hier ist der Zeitpunkt, die unten folgenden Vorschläge für Deeskalationstechniken sozusagen auf dem Trockenen zu üben.

Deeskalationstechniken  - Vorschläge zum Einüben

Folgende Deeskalationstechniken bieten sich an, um sie vor einer etwaigen brenzligen Gesprächssituation bspw. entweder in dem oben beschriebenen Rahmen oder aber mit einer neutralen, Ihnen vertrauten Person einzuüben.

  • Falls das Gespräch auf eine "kindlich" anmutende Ebene abgeglitten ist, in dem wütende und/oder trotzige verbale Angriffe und Verteidigungsmechanismen die Oberhand gewonnen haben, führen Sie Ihre Sprache und Ihre Gesten wieder zur Sachlichkeit zurück. Das heißt vor allem auch, ruhig zu sprechen und dem anderen zuzuhören, ihn ausreden zu lassen, egal, was er oder sie zu sagen hat.
  • Nutzen Sie Ihre eingeübte Fähigkeit, sich einen Schritt weit herauszunehmen, und lassen vor Ihrer Antwort drei Sekunden vergehen (innerlich mitzählen beruhigt). Atmen Sie dann erst einmal tief ein und aus, bevor Sie antworten. Neben der Möglichkeit, Ihrem Körper, der vielleicht noch auf "Kampf-" oder "Fluchtmodus" eingestellt ist, Entwarnung zu signalisieren, verschafft Ihnen dies Zeit, Ihre Gedanken zu ordnen.
  • Stimmen Sie dem, was Ihr Gegenüber vorbringt, in mindestens einem Punkt zu, das zeigt ihm, dass Sie gehört haben, was er sagt und sein Anliegen grundsätzlich ernst nehmen. Dieses Gefühl kann wesentlich sein für seine Bereitschaft, sich auf die sachliche Ebene einzulassen. Senden Sie beim Sprechen Ich- anstatt Du-Botschaften. So vermeiden Sie Schuldzuweisungen.
  • Räumen Sie auch die Möglichkeit ein, dass der Andere Recht haben könnte. Hier besteht für Sie dann die Gelegenheit, Ihre eigene, davon vielleicht abweichende Meinung anzuschließen, mit dem sachlichen Hinweis, dass Menschen - je nach Erfahrung - verschiedene Einstellungen zu demselben Thema haben können.
  • Nennen Sie Ihr Bedürfnis, das hinter Ihrer Meinung steht. Was wollen Sie für sich erreichen, indem Sie dieses oder jenes möchten. Fragen Sie den anderen nach seinen hinter seinem Verhalten liegenden Bedürfnissen. Dadurch fühlt er sich wahrgenommen und kann sich möglicherweise auch besser auf Sie einlassen.
  • Machen Sie schließlich den Vorschlag, ein ruhiges Gespräch über die Möglichkeiten zu führen, beide Ansichten an einem Punkt zusammenzuführen. Falls Ihr Gegenüber sich allerdings durch Ihre Sachlichkeit vielleicht provoziert fühlt und/oder jetzt nicht bereit ist, in Ruhe zu sprechen, brechen Sie die Situation ab, indem Sie deutlich machen, dass Sie so jetzt nicht weitermachen möchten, verbunden mit dem Vorschlag, das Gespräch zu vertagen. Achten Sie auch hier wieder darauf, keine Schuldzuweisungen zu praktizieren.
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