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Die Kavalierperspektive zeichnen - so geht's

Perspektivisches Zeichnen ist auch mithilfe von Computern gar nicht so einfach.
Perspektivisches Zeichnen ist auch mithilfe von Computern gar nicht so einfach.
Haben Sie schon einmal etwas von der Kavalierperspektive gehört? Nun, sie hat nur bedingt etwas mit Casanova zu tun, denn ob der wirklich so ein Kavalier war, ist fraglich. Hauptsächlich geht es jedoch ums Zeichnen aus einem bestimmten Blickwinkel. Das dachten Sie sich schon, aber welcher Winkel ist gemeint?

Was Sie benötigen:

  • Papier
  • 1 Bleistift mit Härtegrad B
  • ein Objekt zum Zeichnen

Perspektivisches Zeichnen - so gelingen Ihnen die ersten Schritte

Zunächst einmal können Sie natürlich mit jeder Art von Stift zeichnen, das liegt ganz bei Ihnen. Solange Sie allerdings noch skizzieren, scribbeln und kritzeln, ist ein weicherer Bleistift mit dem Härtgrad B empfehlenswert. Dieser gleitet Ihnen leicht über das Papier, lässt sich gut wegradieren und Ihre Hände verkrampfen beim Zeichnen nicht so schnell wie bei anderen Stiften.

  1. Suchen Sie sich einen Gegenstand, den Sie aus einer bestimmten Perspektive abbilden möchten. Dabei geht es noch nicht um die Kavalierperspektive. Versuchen Sie zunächst Ihr räumliches Sehen zu schulen.
  2. Stellen Sie den Gegenstand, der eine anfangs recht einfache Form haben sollte, vor sich auf den Tisch und setzen Sie sich mit etwas Abstand dazu mit Ihrem Zeichenblock hin. Sie können auch auf dem Sofa sitzen und versuchen, auf dem Tisch liegende Bücher zu zeichnerisch darstellen. Auch ein räumlicher Ausschnitt aus Ihrer "Sofaperspektive" eignet sich für diese erste Übung.
  3. Ist Ihnen das noch zu schwierig, dann beginnen Sie mit einfachen Formen, die Sie in verschiedenen Perspektiven zu Papier bringen. Ein Würfel oder Quader eignet sich sehr gut zur Veranschaulichung der unterschiedlichen Ansichten.
  4. Stellen Sie sich vor, Sie wären genau in der Mitte direkt über oder unter dem Würfel. Dabei sehen Sie nur die Draufsicht und nichts weiter als die Grundfläche, ein Quadrat. Eine eventuelle Räumlichkeit kann erst entstehen, wenn Sie weitere Gegenstände in Ihrer Zeichnung haben, von denen Sie mehr als nur die Grundfläche sehen.
  5. Versuchen Sie dies zu zeichnen. Ein Beispiel für diese Draufsicht, die Vogelperspektive genannt wird, wäre der Blick nach unten bei einem Flug über Manhattan in New York City. Der Fluchtpunkt für diese Zeichnung liegt dabei in der Mitte Ihres Blattes.
  6. Alle in der Realität nach unten verlaufenden Linien treffen sich in diesem Fluchtpunkt, der in der räumlichen Vorstellung auch weit unter dem Blatt Papier liegen kann.
  7. Wenn Sie anschließend durch die Straßenschluchten von New York gehen, haben Sie lauter geometrische Figuren wie Würfel oder Quader vor sich. Sie befinden sich in der Froschperspektive und der Fluchtpunkt für Ihre Zeichnung liegt über dem Horizont.
  8. In der direkten Ansicht, bei der Sie auf Augenhöhe mit dem Objekt sind, liegt der Fluchtpunkt mehr oder weniger auf Ihrer Augenhöhe. Leichte Abweichungen gibt es immer.

Kavalierperspektive - achten Sie auf die Besonderheiten

Laut der Überlieferung soll die Kavalierperspektive ein bestimmter Blickwinkel sein, bei dem man der Dame nicht unter den Rock gucken kann - so die Legende. Eine andere Erklärung für den Begriff, der wesentlich realistischer erscheint, ist die Perspektive eines Kavalleristen. Dieser hat einen besonderen Blickwinkel aus seiner erhöhten Sitzposition im Sattel seines Pferdes. 

  • Vergessen Sie das alles. Denn die Kavalierperspektive wird in der darstellenden Geometrie angewendet. Darstellende Geometrie ist eine bestimmte Zeichentechnik, die Architekten und andere Ingenieure anwenden.
  • Es ist korrekt, dass der Blickwinkel dieser Perspektive aus einer leicht erhöhten Position des Betrachters angelegt ist. Dadurch haben Sie eine leichte Draufsicht auf das Objekt.
  • In der darstellenden Geometrie wird z. B. unter einer visuell realistischen und einer geometrisch korrekten Darstellung unterschieden. Die Kavalierperspektive zeigt die mathematisch/geometrisch korrekte Form.
  • Bleiben Sie bei Ihren Quadern und Würfeln, um diese Perspektive zu üben. Doch hier wird ohne Fluchtpunkt gearbeitet.
  • Zeichnen Sie einen Würfel einfach so, wie er ist, aber eben wie der Kavallerist von vorn und schräg oben. Dabei ist es unwichtig, ob Sie etwas von den seitlichen Würfelwänden sehen oder nur die Oberseite.
  • Der Trick für diese Perspektive besteht darin, dass die Linien, die in der Realität parallel verlaufen, auch parallel gezeichnet werden. Ihre Grundfläche hat 45°-Winkel wie in der Realität. So gelingt Ihnen diese Zeichnung ganz schnell, denn dadurch verschwindet der Fluchtpunkt.
  • Dennoch: Sie erhalten zwar eine reale Darstellung, werden aber immer das Gefühl haben, dass Ihr Würfel schief ist. Auf diese Weise entstehen auch die kleinen Rätselbilder mit den optischen Täuschungen. 
  • Der Grund für diese Täuschung liegt darin, dass das menschliche Gehirn bei der Betrachtung sofort erkennt, welche Linien hinten sind und diese als verkürzt und nach hinten oder unten schräg zulaufend wahrnimmt. Denn: Was hinten oder in der Ferne liegt, erscheint in der Regel kleiner. Die Kavalierperspektive hebt dies auf. Gleiches gilt auch für die sogenannte Militärperspektive

Mit etwas Übung haben Sie aber das perspektivische Zeichnen und auch einen Teil der darstellenden Geometrie schnell drauf. Außerdem schulen diese Zeichenübungen Ihr räumliches Vorstellungsvermögen. Gutes Gelingen!

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