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"Dübener Ei" - Wissenswertes zur Technik des Wohnwagens

Mit dem Dübener Ei hatten Reisefans ihr Schlafzimmer immer mit dabei.
Mit dem Dübener Ei hatten Reisefans ihr Schlafzimmer immer mit dabei.
Sie denken nicht, dass das "Dübener Ei" etwas zu essen ist? Das ist schonmal gut! Denn schließlich ist das kleine ultraleichte Schlafzimmer auf 2 Rädern, so etwas wie der Urvater der modernen, serienmäßig produzierten Wohnwagen und Wohnmobile. Das fahrbare Schlafzimmer ist ein Meisterwerk der Einfachheit und dennoch war seine Entwicklung und Herstellung nie frei von Hindernissen.

Die Geschichte des Dübener Eis

  • Das Dübener Ei war einer der ersten in Deutschland produzierten und verkauften Wohnwagen, vorher gab es diese zwar auch vereinzelt, aber meist wurden sie infolge eines Privatauftrages hergestellt.
  • Auslöser für die Produktion des „Dübener Eis“ war ein unerfreuliches Urlaubserlebnis, welches der Erfinder Max Würdig gemeinsam mit seiner Freundin Anfang der 30er Jahre erlebte: Als diese gemeinsam in einem Gasthof übernachten wollten, wurde ihnen der Zutritt verweigert, da sie nicht verheiratet waren.
  • Da Max Würdig und seine Freundin sich dennoch nicht den Urlaubsspaß verderben lassen wollten und bei ihren Reisen keine bösen Überraschungen der oben genannten Art mehr erleben wollten, entschloss sich Herr Würdig dazu, einfach ein fahrbares Schlafzimmer zu bauen, in welchem er und seine Freundin endlich tun und lassen konnten, was sie wollten.
  • So wurde im Jahr 1936 das erste „Dübener Ei“ im später ostdeutschen Bad Düben fertiggestellt. Da die Reaktion auf seinen fahrbares Zuhause sehr positiv waren, entschloss sich der berufliche Konstrukteur Würdig eine kleine Serienproduktion des Gefährtes unter dem Namen „Würdig 301“ auf den Markt zu bringen, welche auch prompt erfolgreich war.
  • Obwohl der winzige Wohnwagen ca. 5000 Reichsmark kostete, was damals sehr viel Geld war, wurden die in kleiner Menge produzierten Wohnwagen von reiselustigen Menschen in Deutschland gekauft. Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges versiegte Würdigs Zugriff auf die notwendigen Rohstoffe zum Bau des Dübener Eis und er musste seine Produktion nahezu einstellen.
  • In den 50er Jahren entschloss Max Würdigs Sohn Karl Bernhard die Produktion des Dübener Eis wieder aufzunehmen. Doch leider sorgte die Planwirtschaft der DDR dafür, dass benötigte Baumaterialien nur in geringen Mengen zur Verfügung standen. So wurden im Jahr 1958 nur 6 Exemplare des Dübener Eis hergestellt.

Die Bauweise und Ausstattung des Wohnwagens

  • Die Konstruktion des „Dübener Eis“ ist denkbar einfach, zweckmäßig und verzichtet auf jeglichen Schnick-Schnack!. Würdig schaffte es ein brauchbares rollendes Schlafzimmer auf der Fläche von 3,80 m Länge, 1, 75 breite und 2,20 Höhe zu schaffen. Ein Dübener Ei wiegt nur 300 kg!
  • Die Innenausstattung des „Dübener Eis“ verfügt über eine u-förmige Sitzbank mit kleinem Tisch, eine kleine Gaskochstelle, sowie einem Kleiderschrank. Durch einen einzigen Handgriff verwandelte sich die Sitzecke in ein mehr oder weniger gemütliches Bett. Es musste nur eine Platte und eine Matratze auf die Sitzecke gelegt werden und fertig war das transportable Bett.
  • Die Decke und die Außenwand des Dübener Eis bestehen aus Schichtpressstoff. Die Innenwände bestehen aus Sperrholzplatten. Zwischen Außen- und Innenwand wurde etwas Platz gelassen, wodurch eine Luftisolierung des Wagens zustande kommt.
  • Jedes Dübener Ei ist ein Unikat! Wenn man beispielsweise mehrere der Wohnwagen nebeneinander stellt, so sieht man zum Teil erhebliche Unterschiede im Farbton, welcher zwischen cremeweiß und hellgrau variiert. Auch die Maße des Wagens unterscheiden sich teilweise sichtbar, was in keinster Weise ein Zeichen für schlechte Qualität, sondern nur für echte Handarbeit ist!

Was aus dem Modell wurde

  • Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde die Produktion des Dübener Eis eingestellt. Bis zum Jahr 1990 wurden ca. 2200 Exemplare des gemütlichen Wohnwagens produziert.
  • Wie viele Dübener Eier heute noch existieren, weiß niemand. Viele sind mittlerweile wohl auf dem Schrottplatz gelandet, doch es tauchen auch immer wieder verstaubte Exemplare in irgendwelchen Garagen auf, welche von Liebhabern wieder straßentauglich gemacht werden.
  • Bei der Herstellung der Dübener Eier wurde aus Materialnot oft improvisiert, was eine Reparatur der alten Wagen heutzutage nicht unbedingt erleichtert. Die TÜV-Zulassung ist für einige Besitzer der rollenden Schlafkugeln immer wieder ein Drahtseilakt.
  • Für echte Fans: Jedes Jahr zu Himmelfahrt bringen Liebhaber des kleinen Wohnwagens ihre Exemplare zum "Familientreffen" nach Eisenach.
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