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Forward Helix im Ohr gefährlich? - Antworten

Im vorderen Oberohr sitzen Gesichtsmuskeln.
Im vorderen Oberohr sitzen Gesichtsmuskeln.
Forward-Helix-Piercings haben eine lange Tradition: Dayak-Krieger beispielsweise trugen den Körperschmuck auf der Ohrmuschel, wenn sie sich als besonders tapfer erwiesen hatten. Sind auch Sie tapfer? Für ein Forward Helix sollten Sie das vielleicht sein, denn ganz ungefährlich ist das Stechen nicht.

Forward Helix am Oberohrknorpel - Muskelverletzungen

Bei einem Forward-Helix-Piercing ist oft von einem Inner Helix die Rede. Der Ausdruck bezieht sich auf die Stelle am Ohr, die für den Körperschmuck durchstochen werden muss.

  • Angesetzt wird der Stich anders als der für Ohrringe nicht auf dem Ohrläppchen, sondern auf der Knorpelumrandung des Oberohrs. Für gewöhnlich wird die Gesichtsseite gewählt: Dabei handelt es sich entsprechend dem Namen um die Seite des Ohrs, die direkt am Gesicht liegt (gesichtsseitige Ohrkante).
  • Häufig wird statt einem einfachen Helix ein Double oder Triple Helix gewählt. Während in ein einfaches Helix-Loch ein Ball-Closure-Ring oder ein Labret-Stecker eingesetzt wird, werden doppelte und dreifache Helix-Piercings gerne zu einer Ohrspirale oder mit einem Kettchen verbunden. 
  • Ein Forward-Helix-Piercing tut oft mehr weh als ein Ohrringsloch im Ohrläppchen. Die Seite des Oberohrs, die am Gesicht liegt, wird von einem Muskel durchwachsen, während das Ohrläppchen muskellos ist.
  • Bei dem Muskel handelt es sich um den Helicis Major. Er liegt im Knorpel der oberen Ohrmuschel und ist ein evolutionäres Überbleibsel. Obwohl viele Muskeln um das Ohr Funktionen für die Gesichtsmimik haben, hat eine Verletzung des Helicis Major für gewöhnlich keine Beeinträchtigung der Mimik zur Folge. Weh tut das Durchstechen des Muskels trotzdem.
  • In direkter Nähe zum Gesicht liegt schließlich der Auricularis Anterior. Wird jener Muskel von dem Piercing durchstochen, dann kann das durchaus Konsequenzen haben. Er zieht die Ohrmuschel nach vorne. Verliert er seine Funktion, so wird die Ohrmuschel nicht mehr "in Form" gehalten. Umbringen kann Sie das nicht, aber zumindest entstellen.
  • Gute Piercer verfügen über anatomisches Grundwissen und werden versuchen, keinen der Muskeln zu treffen, sondern lediglich den Ohrknorpel zu durchstechen. 
  • Ist Ihr Ohr kleiner als gewöhnlich, dann kann der Piercer den Ohrknorpel vielleicht nicht ausmachen und den Muskel deshalb nicht meiden. In einem solchen Fall wird er Ihnen raten, auf das Piercing zu verzichten.

Nehmen Sie einen derartigen Ratschlag ernst, denn er ist begründet.

Gefährliche Entzündungen durch Inner Helix

Auch neben der Entstellung durch eine Beeinträchtigung des Auricularis Anterior kann ein Forward Helix unschöne Folgen haben.

  • Inner-Helix-Piercings verheilen wie alle Knorpelpiercings eher langsam, denn Knorpel werden nicht mit Blut versorgt. Der Nährstoffmangel im Helix-Knorpel ist demnach dafür verantwortlich, dass Piercings am Oberohr derart lange zur Heilung brauchen.
  • Je langsamer etwas heilt, desto wahrscheinlicher entzündet es sich. Entzündungen schließlich können gefährliche Folgen haben, denn häufig breiten sich Entzündungsherde aus. Das schwächt das Immunsystem und kann zuweilen sogar zu Blutvergiftungen führen.
  • Wenn Sie Entzündungen erkennen und einen Arzt aufsuchen, wird Ihnen das erspart bleiben. Achten Sie nach dem Piercen auf schmerzende Rötungen oder brennende Schwellungen. Dauern solche an, besuchen Sie einen Arzt.
  • Obgleich Entzündungen bei Wunden immer entstehen können, verheilen auch sie im Falle des Forward-Helix-Piercings langsamer als üblich. Pflegen Sie ein Forward-Helix deshalb besonders intensiv. So bleiben Ihnen schmerzhafte und andauernde Entzündungen erspart.

Die richtige Technik beim Stechen - Punchen

Für alle Piercings in Knorpelgewebe bietet sich die Punch-Technik an. Fragen Sie Ihren Piercer explizit danach, da Sie auf diese Weise Schmerzen vermeiden können.

  • Für gewöhnliche Piercings wird das Gewebe eingeschnitten. Eine Kanüle wird eingeführt, um das Gewebe zu verdrängen. Später wird sie durch den Körperschmuck ersetzt.
  • Das ist bei einem Knorpelpiercing ein Problem, da bei der Verdrängung des Gewebes oft Druckschmerzen entstehen. Verwendet der Piercer die Punch-Technik, wird das Gewebe entfernt, statt verdrängt. Schmerzen werden reduziert.
  • Für das Punchen wird statt einer gewöhnlichen Piercernadel eine hohle Nadel mit flacher Spitze verwendet. Das Piercing wird ausgestanzt und das Gewebe wird entfernt.
  • Sie können sich zudem erkundigen, ob ein Ring als Platzhalter für den Schmuck für Sie nicht besser geeignet wäre. Viele Kunden, die statt Kanülen mit einem Ring ausgestattet wurden, berichten von einer kürzeren Heilungsphase.
  • Achten Sie bei Einsetzen des Schmucks schließlich darauf, dass es sich bei dessen Material um ein für Sie verträgliches Metall handelt. Haben Sie zum Beispiel eine Nickelallergie, dann haken Sie explizit nach, ob der Schmuck Nickel enthält.

Pflege für Piercings im Oberohr - Desinfizierung und Schonung

Zwar wird ein seriöser Piercer Sie ohnehin darüber aufklären, wie ein Forward-Helix-Piercing zu pflegen ist, jedoch wäre es fast schon fahrlässig, Ihnen die richtige Pflege an dieser Stelle nicht zu erklären.

  • Inner-Helix-Piercings müssen regelmäßig desinfiziert werden. Ein halbes Jahr lang sollten Sie die Wunde am Knorpel mit einer desinfizierenden Salbe oder einem Spray behandeln. 
  • Während der ersten Woche nach dem Stechen darf kein Wasser an die Wunde gelangen. Das heißt für Sie, dass Sie aufs Duschen und vor allem Haarewaschen verzichten müssen. Auch schwimmen gehen sollten Sie nicht. Da das Wasser von Schwimmbädern mit Chlor und das von Seen mit Bakterien belastet ist, sollten Sie sich mindestens einen Monat fernhalten.
  • Zupfen Sie niemals an dem Piercing herum! Mit den Händen bringen Sie Bakterien an die Wunde und die Entzündungsgefahr steigt. Das Piercing darf nur mit desinfizierten Fingern berührt werden. Sogar das sollten Sie nicht zu oft tun, weil die Heilung sich so verzögern kann.

Rechnen Sie mit einer ungefähren Heilungszeit von fünf Monaten, wenn das Piercing gestochen wurde. Wurde es gepuncht, dann kann es auch nach einem Monat schon verheilt sein.

helpster.de Autor:in
Sima Moussavian
Sima MoussavianFür Sima liegt die Schule noch nicht weit zurück. Sie erinnert sich noch gut an die Inhalte. In ihrer Freizeit lernt Sima gerne neues und probiert sich dabei auch im Heimwerken.
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