Alle Kategorien
Suche

Pingu und seine Sprache - Wissenswertes zu Fantasiesprachen in Filmen

Echte Pinguine verstehen Zeichentrickpingus sicher nicht.
Echte Pinguine verstehen Zeichentrickpingus sicher nicht. © Lothar_Henke / Pixelio
Haben Sie sich schon einmal gefragt, was für eine Sprache der Zeichentrickpingu eigentlich spricht? Das und welche Filmsprachen Sie noch kennen sollten, erfahren Sie hier.

Was Pingu spricht

  • Zunächst kann Ihnen versichert werden: Was Pingu spricht, ist keine natürliche Sprache. Es handelt sich um eine künstliche und extra für die Serie entwickelte Fantasiesprache. Vergleichen lassen sich die Laute Pingus mit einigen anderen Akteuren der Zeichentrickgeschichte, so beispielsweise mit den Geräuschen, die Road Runner von sich gibt, während ihn der Coyote verfolgt.
  • Pingus Wortschatz müssen Sie sich als begrenzt vorstellen, da er mehr oder weniger mit töt-Lautkombinationen auskommen muss. So hört er sich fast an, als halte man sich beim Sprechen die Lippen mit der Hand zusammen - versuchen Sie es doch einfach mal, Sie werden sofort Gemeinsamkeiten vernehmen.
  • Letztlich orientierte Pingu sich an Elementen natürlicher Sprachen, die die Produktion der Kinderserie entfremdete. Ziel war es, Pingus "Sprache" auf eine Weise zu konzipieren, die Kinder auf der ganzen Welt erkennen lässt, dass der Pinguin als Tier eine fremde Sprache spricht. Die Kinder sollten sich aber nicht unwohl fühlen, während sie Pingu lauschen, sondern den angenehmen Lautfolgen gerne zuhören.
  • Sie können also festhalten, dass sich Pingus Sprache nicht in unsere Sprache übertragen lässt, weil die Macher der Serie sich weniger darum bemühten, eine lebensfähige Kunstsprache mit durchgehend stimmig verwendeten, eigenem Wortschatz, systematisch angewandter Grammatik und sich wiederholende Syntax zu konstruieren. Ziel war es allein, Kindern klarzumachen, dass Pingu nicht reden kann wie ein Mensch. Daher die erfundene Sprache. Zudem sollte er sich für Kinderohren sympathisch anhören.
  • Damit ist es nach Lautfolge und Wortschatz eigentlich nicht möglich, Pingu zu verstehen. Dass Sie dennoch wissen, was der Pinguin sagt, hat allein mit dem Medium des Films zu tun: Die einfache Story von Pingu spricht allein durch ihre Bilder. Sogar, wenn Sie auf "mute" schalten, wissen Sie noch, was der Zeichentrickheld gerade erzählt.

Andere Kunstsprachen aus Filmen

  • Pingu ist mit seiner Fantasiesprache bei Weitem nicht der Einzige - unzählbare Helden aus Film und Fernsehen bedienten sich im Laufe der Zeit mal weniger, mal weiter entwickelten Kunstsprachen. Als eines der bekanntesten Beispiele können Sie sich Tolkiens Schriften über die Mittelerde vorstellen. Der Bestsellerautor entwickelte nicht nur eine fiktionale Sprache, sondern dutzende, wobei die Elbensprachen Quenya und Sindarin zu den bekannteren zählen. Die sollten Ihnen spätestens seit der Verfilmung der Herr der Ringe Reihe zu Ohren gekommen sein. Dabei konzipierte man alle im Film verwendeten Sprachen nach Toliens Konzept als lebensfähige und linguistisch logisch aufgebaute Systeme.
  • Quenya gilt dabei als flektierende Sprache ähnlich des Finnischen mit einem Kasussystem aus 10 Klassen, vier Numeri und fünf Tempora. Das Sindarin wird dagegen vor allem durch die typisch elbische Buchstabenkombination ‘th’ für den Laut ‘S’ gekennzeichnet und ähnelt durch phonologische Phänomene eher den inselkeltischen Sprachen, wobei Pluralbildung durch die Wandlung von Vokalen in Umlaute geschieht, während in der Konjugation Suffixe ans Verb gehängt werden.
  • Auch eine der ältesten Fantasiesprachen der Filmgeschichte werden Sie kennen - das Klingonische, das Okrand 1984 für Paramount entwickelte. Heute gilt es als anerkannte Kunstsprache, die durch das Klingon Language Institute erhalten werden soll. Letztlich versuchte Paramount lediglich, Authentizität für ihre Star-Trek Reihe schaffen: Während Außerirdische in anderen Filmen nur Kauderwelsch redeten, sollte ein realistischer linguistischer Hintergrund die Fans von der Verfilmung überzeugen. Das Klingonische kann anhand seines Systems zu den agglutinierenden Sprachen gezählt werden. Ihr liegt ein Objekt-Prädikat-Subjekt-System zu Grunde, wobei für jeden ihrer zahlreichen Dialekte eine feste Sprecherschaft besteht.
  • Zuletzt können Sie sich mit Sicherheit noch an Camerons Erfolgsstreifen Avatar-Aufbruch nach Pandora erinnern. Auch für den Kassenschlager wurde ein eigenes Sprachsystem entwickelt, das Na'vi, welches derart systematisch konstruiert ist, dass der bemühte Lerner es ähnlich dem Klingonischen tatsächlich sprechen kann. Der Linguist Frommer konzipierte die Kunstsprache für die Mondbewohner des Films, wobei sie keiner bestimmten menschlichen Sprache ähneln sollte, sondern sich vielmehr aller Eingeborenensprachen der Erde bediente. Ähnlich der Urstämme des Amazonasgebiets enthält das Na'vi Numeralklassifikatoren, die Nomen nach ihrer Anzahl beschreiben. So gibt der vorangestellte Partikel "me-" an, dass es sich um genau 2 Subjekte handelt. Und auch das Kasussystem erinnert an den Amazonasraum, wenn das Na'vi das Subjekt eines transitiven Verbs durch den Ergativ markiert, während das Subjekt im intransitiven Satz markierungslos bleibt.

Hunderte von Abhandlungen finden Sie zu den Fantasiesprachen. Wenn Sie also Lust bekommen, eine davon zu erlernen, dann suchen Sie sich im Internet einfach ein Wörterbuch Ihrer Lieblingsfilmsprache und büffeln, was das Zeug hält. Anders als beim Nachahmen von Pingus Sprache sollte Sie das aber richtig Fleiß kosten.

helpster.de Autor:in
Sima Moussavian
Sima MoussavianFür Sima liegt die Schule noch nicht weit zurück. Sie erinnert sich noch gut an die Inhalte. In ihrer Freizeit lernt Sima gerne neues und probiert sich dabei auch im Heimwerken.
Teilen: