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Salzwasserfische im Aquarium halten - das sollten Sie beachten

Der Clownfisch (A. percula) ist eher leicht zu pflegen.
Der Clownfisch (A. percula) ist eher leicht zu pflegen.
Nach dem großen Erfolg von Disney/Pixars Animationsfilm "Finding Nemo" waren Meerwasseraquarien in aller Munde. Jeder wollte plötzlich selbst einen kleinen "Nemo" bei sich im Haus haben und Tierhändler verkauften - völlig entgegen der ursprünglichen Botschaft des Films - massenweise Meerwasserbecken. Leider waren diese nicht tiergerecht eingerichtet. Denn bei der Haltung von Salzwasserfischen im Aquarium gibt es vieles zu beachten. Doch es lohnt sich, wird man doch belohnt durch herrliche Einblicke in eine bunte Unterwasserwelt.

Süßwasseraquarium = Salzwasseraquarium?

  • Viele (auch erfahrene) Aquarianer, die über Jahre hinweg Süßwasserfische gepflegt haben, sind der Meinung, man könne problemlos ein Süßwasseraquarium mit Rifffischen besetzen. Zwar ist es prinzipiell möglich, jedes Aquarium in ein Meerwasserbecken umzufunktionieren. Doch müssen Sie sich hierbei darüber im Klaren sein, dass Sie Ihre alte Technik (Filter, Pumpe, Aquarienbeleuchtung) nicht wiederverwenden können. Diese sind in der Regel für ein Riffaquarium, der häufigste Typ des Meerwasseraquariums, vollkommen ungeeignet. In der Meerwasseraquaristik ist vieles nämlich anders als im Süßwasser. Das beginnt schon beim Besatz.
  • Denn, auch wenn das Halten von Salzwasserfischen vielleicht Ihre Absicht sein sollte - die eigentlichen "Stars" in einem Riffaquarium sind nicht die Fische, sondern die Korallen und andere Kleinstlebewesen. Anders als in einem Süßwasseraquarium, wo klar die Fische im Vordergrund stehen und andere Lebewesen wie Pflanzen eher schmückendes Beiwerk sind und die Wasserqualität nur bedingt beeinflussen können, sind es hier die Fische, die nur Schmuck sind. Aber das soll nicht heißen, dass Salzwasserfische anspruchsloser wären als ihre Verwandten im Süßwasser. Vielmehr müssen Sie neben den Bedürfnissen, die Korallen und Co haben, die Ansprüche der Fische zusätzlich erfüllen.

Graue Theorie und wichtige Technik - aller Anfang ist schwer...

Doch beleuchten wir, bevor wir tatsächlich auf die Fische zu sprechen kommen, einmal die Grundlagen der Meerwasseraquaristik. Also die graue Theorie und die dafür notwendige Technik. Wir beginnen mit dem Salzwasser:

  • Der offensichtlichste Unterschied zum Süßwasser ist natürlich, dass Salzwasser "salzig" ist. Es soll schließlich den natürlichen Lebensraum, das Meer, nachahmen. Das bedeutet also, dass Sie zwei Dinge beachten müssen: Zum einen muss Ihr künstliches Meerwasser den gleichen Salzgehalt haben wie im originären Lebensraum Ihrer Salzwasserfische. Zum anderen muss aber auch die Zusammensetzung des Salzwassers ähnlich sein, denn Meerwasser enthält neben gewöhnlichem Kochsalz (NaCl) auch geringe Mengen anderer Salze. Daher sollten Sie spezielle im Handel erhältliche Salzmischungen für Meerwasseraquarien verwenden.
  • Dabei müssen Sie auch kontrollieren können, ob der Salzgehalt des Wassers tatsächlich stimmt. Nicht nur beim Mischen, auch im Aquarium selbst muss der Salzgehalt regelmäßig überprüft werden. Denn auch wenn prinzipiell "nur" Wasser verdunstet und es theoretisch ausreichen würde, fehlendes Wasser ohne Salzbeimengung nachzufüllen, kann Salz beispielsweise in Form von Spritzwasser verlorengehen. Ob Ihr Meerwasser den korrekten Salzgehalt hat, können Sie sehr einfach mit Hilfe von Testgeräten bestimmen. Am häufigsten verwendet werden dabei Ärometer und Refraktometer.
  • Zum Anmischen von Meerwasser und zum Auffüllen von verdunstetem Wasser eignet sich allerdings kein Leitungswasser. Denn auch dort sind zahlreiche Mineralien und andere Stoffe gelöst, die Sie nicht im Meerwasserbecken haben möchten. Sie sollten daher vorerst destilliertes Wasser verwenden. Da dieses aber sehr teuer ist, nutzen die meisten Meerwasseraquarianer die Möglichkeit, Leitungswasser entsprechend "aufzubereiten". Dazu verwenden Sie eine Umkehrosmoseanlage.

Was Sie bei Temperatur und Beleuchtung beachten sollten:

  • Die meisten Riffe befinden sich heute in den tropischen Regionen unserer Meere. Entsprechend temperiert muss auch das Wasser sein. Den Heizstab, den Sie vielleicht schon im Süßwasserbecken verwendet haben, können Sie hier ohne Probleme einsetzen. Idealerweise besitzen diese Stäbe auch ein Thermostat und Sie können die gewünschte Temperatur an einem Regler einstellen. Sie sollten aber immer die Temperatur mit einem Thermometer überprüfen.
  • Für das Riff unerlässlich ist Sonnenlicht. Obwohl in Riffen die größte Artenvielfalt im gesamten Meer herrscht, sind diese Gewässer überraschend arm an Nährstoffen. Damit beispielsweise Korallen wachsen und überleben können, bedienen sie sich eines Tricks: In ihrem Inneren sind sie eine Symbiose mit Algen eingegangen, die mit Hilfe des Sonnenlichts Photosynthese betreiben und ihre hergestellten Nährstoffe mit den Korallenpolypen teilen. Darum findet man Korallenriffe nur in den lichtdurchfluteten Regionen der Meere.
  • Diesen Umständen müssen Sie durch die richtige Beleuchtung Rechnung tragen. Vorwiegend eingesetzt werden Leuchtstoffröhren (T5 und T8) und HQL-Lampen. Wesentlich effizienter arbeiten Halogenleuchtmittel. Für ein kleines Becken können aber bereits Leuchtstoffröhren ausreichen. Neben Leuchtmitteln, die das natürliche Sonnenlicht imitieren, sollten Sie dabei immer spezielle Leuchtmittel verwenden, die die Zusammensetzung des Lichts unter Wasser nachahmen und daher optimal auf die Bedürfnisse der Tiere abgestimmt sind.
  • Für welches Leuchtmittel Sie sich entscheiden, hängt davon ab, welche Arten Sie in Ihrem Becken haben möchten, wie groß und tief es ist und vielen weiteren Faktoren. Ihr Fachhändler kann Sie hier sicher gut beraten.

Was bei Strömung und Filterung wichtig ist:

  • Riffe befinden sich vorwiegend an Standorten mit hoher Strömung. Nur so wird überhaupt ein Stoffaustausch ermöglicht, alle Lebewesen werden mit Nährstoffen versorgt und erhalten genug "Frischwasser". Darum verwenden Sie am besten leistungsstarke Pumpen, die das komplette Wasser eines Beckens mindestens zehnmal pro Stunde umwälzen.
  • Es ist auch möglich (mitunter sogar besser), anstelle einer größeren mehrere kleine Pumpen gleichzeitig zu bedienen.
  • Alle Lebewesen produzieren bei ihrem Stoffwechsel für sie nicht verwertbare Endprodukte und scheiden diese hauptsächlich in Form von Ammonium aus. Da im Aquarium permanent ein leicht alkalischer pH-Wert um 8 herrschen sollte, entsteht daraus allerdings giftiges Ammoniak. Auch tote Tiere und abgestorbene Pflanzen sowie ungefressenes Futter sind solche Quellen. Im Meer, wo permanent eine Durchmischung stattfindet, ist dies in der Regel kein Problem. Im Aquarium ist jedoch das Volumen des Wassers stark begrenzt. Schadstoffe können sich daher leicht in gefährlich hohen Konzentrationen anreichern.
  • Darum ist es unerlässlich, geeignete Filtersysteme zu verwenden. Die klassischen Filter der Süßwasseraquarianer sind hier aber vollkommen ungeeignet. Der "gängigste" mechanische Filter für Meerwasseraquarien ist sicher der Eiweißabschäumer. Durch winzig kleine Bläschen "sammelt" er ausgeschiedene organische Substanzen (vorwiegend Eiweiße) auf und reichert zusätzlich das Wasser mit lebensnotwendigem Sauerstoff an.Auf diese Weise wird die wichtigste Ammoniakquelle, das sich zersetzendes Eiweiß, noch vor Entstehung giftiger Stoffe abgefiltert.
  • Einige Meerwasserfreunde verwenden auch Ozonfilter und UV-Klärer. Auch die aus dem Süßwasserbereich bekannte Aktivkohle findet ihre Verwendung.
  • Zusätzlich muss in einem Meerwasseraquarium auch mit einem biologischen Filtersystem gearbeitet werden. Das heißt, dass Mikroorganismen (vor allem Bakterien) über mehrere Schritte Ammoniak zu Nitrit, Nitrat und schließlich ungefährlichem Stickstoff und Lachgas abbauen. Letztere sind Gase, die durch gute Strömung das Aquarium gänzlich verlassen. Bewährt hat sich dabei zum Beispiel der Einsatz von "lebenden Steinen", das sind der Natur entnommene Riffbruchstücke, die schon Mikroorganismen enthalten und die als "Startkultur" im Becken fungieren können. Relativ neu ist beispielsweise die "Deep Sand Bed"-Methode (DSB), bei der sich die Bakterien in einer relativ dicken Schicht Bodengrund (meist Aragonitsand) ansiedeln und ihre Arbeit verrichten.

Auch die Wasserwerte sind von Bedeutung.

  • Neben dem Salzgehalt spielen etliche andere Wasserwerte eine wichtige Rolle. Zum Beispiel der pH-Wert, die elektrische Leitfähigkeit des Wassers, Nitrat- und Nitritgehalt, Ammoniak, Phosphatgehalt, Calciumgehalt etc.
  • Für all diese Werte sollten Sie idealerweise entweder ein Messgerät (pH-Meter, Redoxelektrode) oder chemische Tests, die Sie mit einer Farbskala vergleichen können, besitzen.

Wichtig ist auch die Größe des Beckens:

  • Wie in der Süßwasseraquaristik auch, gilt hier das Prinzip: "große Becken verzeihen Anfängerfehler eher als kleine". Der Grund: Hier lässt sich leichter ein biologisches Gleichgewicht erzielen, das auch stabiler ist.
  • Sogenannte "Nanoriffbecken" mit nur 60 Litern oder weniger Inhalt sind daher den Profis vorbehalten und eignen sich ohnehin nicht für die Haltung der Salzwasserfische. Allenfalls die Pflege Wirbelloser wie Garnelen ist hier möglich. Für Einsteiger geeignet sind Beckenvolumen von 150 Litern aufwärts.

Die Fische kommen

Bevor Sie an den Besatz von Fischen denken, müssen Sie jedoch eine Weile warten. Bis ein fertig eingerichtetes Aquarium "eingefahren" ist, also die Wasserwerte stimmen und sich die essentielle Mikroflora als biologischer Filter gebildet hat, vergehen fünf bis sechs Monate.

  • Frühestens nach einem halben Jahr nach Errichtung des Beckens sollten Sie daher die ersten Fische einsetzen. Setzen Sie dabei nie den kompletten geplanten Fischbestand auf einmal ein, sondern fangen Sie mit einigen Fischen an und steigern sich bis zum "Endbesatz". Achten Sie immer darauf, wie viel Wasser eine Fischart benötigt und wie viele Fische Sie Ihrem Aquarium maximal "zumuten" können.
  • Wichtig für die Fische ist eine ausgewogene und ausreichende Ernährung. Der Handel bietet Ihnen eine große Fülle an Auswahl an: Flockenfutter, kleine Krebschen etc.. Wichtig ist, dass Sie Ihre Fische regelmäßig füttern müssen. Achten Sie aber darauf, dass Sie immer nur so viel füttern, wie die Fische innerhalb von fünf Minuten fressen. Andernfalls können Futterreste zu Boden sinken, zersetzen sich dort und setzen Giftstoffe frei. Füttern Sie daher lieber weniger, dafür mehrmals täglich.
  • Schauen Sie täglich nach Ihren Tieren. Nur auf diese Weise erkennen Sie, wann etwas in Ihrem Becken nicht stimmt und können entsprechend handeln. Sollten Sie beispielsweise Anzeichen von Krankheiten erkennen, können Sie unter Zuhilfenahme von im Handel erhältlichen Fachbüchern zu Fischkrankheiten etwas dagegen tun. Beziehen Sie dabei immer einen geschulten Tierarzt mit ein.

Geeignete Salzwasserfische für Einsteiger

Natürlich gibt es auch in der Meerwasseraquaristik Salzwasserfische, die eher für den Anfänger geeignet sind als andere Arten. Gerade die bekannten Doktorfische sind für Anfänger eher ungeeignet, da sie sehr große Becken (mindestens 500 Liter!) benötigen, die ihrem hohen Schwimmbedarf gerecht werden können. Auch Seepferdchen sind eher für Fortgeschrittene geeignet, da sie in der Regel nicht in Riffbecken gehalten werden, sondern in Aquarien, die ihren natürlichen Lebensraum der Seegraswiese nachbilden.

  • Als sehr einsteigerfreundlich gelten dagegen Clownfische, insbesondere die beiden Arten Amphiprion percula und A. ocellaris. Sie sind keine besonders guten Schwimmer, weshalb sie auch in Aquarien gehalten werden können, die "nur" 150 Liter umfassen. Allerdings benötigen sie für das Wohlbefinden eine Seeanemone als Symbiosepartner. Sehr schön anzusehen ist es dann, wenn die Fische intensiven Kontakt zu "ihrer" Anemone halten und miteinander kuscheln. Da Clownfische aber recht territorial sind, sollten Sie in einem Becken stets nur ein Pärchen halten.
  • Einstiegsfreundlich ist zudem der Königs-Feenbarsch (Gramma loreto) aus der Karibik. Auch Grundeln (Bobiidae) und Zwergbarsche (Pseudochromidae) sind relativ leicht zu pflegen.
  • Wenn Ihr Aquarium gut eingefahren ist, ist auch die Haltung von Mandarinfischen (Synchiropus splendidus) recht unkompliziert. Allerdings ist ihre Ernährung etwas heikel, denn sie ernähren sich vorwiegend von kleinen Wirbellosen, die mit lebenden Steinen ins Becken gelangt sind und sich dort ausreichend vermehren konnten. Es sieht dann so aus als würden sie mit ihrem pinzettenartigen Maul wie Vögel "picken". Doch verständlicherweise haben sich genug Wirbellose erst vermehrt, wenn das Becken eine Weile "läuft".
  • Preußenfische (Dascyllus) sind ebenfalls für Anfänger gut geeignet, Sie müssen aber bei ihnen aufpassen mit der Vergesellschaftung anderer Fischarten, da sie sich sehr territorial verhalten und sich eine funktionierende "WG" oft schwierig gestaltet. Am besten, man setzt diese Fische daher zum Schluss ein.

Eine wichtige Bemerkung im Sinne des Natur- und Artenschutzes: Nur die wenigsten Fischarten der Meere werden heute erfolgreich und in großem Umfang nachgezüchtet. Die meisten der im Handel angebotenen Tiere sind Wildfänge. Nehmen Sie darum bitte unbedingt die Gelegenheit wahr und fragen Sie, wo es möglich ist, gezielt nach Züchtungen. Das schont die natürlichen Bestände. So sind zum Beispiel die schon erwähnten Clownfische problemlos aus Nachzuchten zu erhalten.

Fassen wir kurz zusammen...

  • Entscheidend für das Wohlbefinden von Fischen ist ein gut eingefahrenes Aquarium und dafür wird allerlei Technik benötigt. Zu Ihrer Einrichtung sollten mindestens eine leistungsstarke Pumpe, eine Umkehrosmoseanlage, die richtige Beleuchtung und ein Heizstab gehören, perfekt wäre auch ein Eiweißabschäumer. Ozon- oder UV-Desinfektionsanlagen sind optionales Zubehör, welches Ihnen aber vieles erleichtern kann.
  • Neben der Technik sollten Sie die Wasserwerte immer gut im Blick haben. Testen Sie daher regelmäßig auf pH-Wert, Nitrat-,Nitrit-, Ammonium-, Phosphat- und Calciumgehalt sowie die Salinität des Wassers und die Temperatur.
  • Große Becken verzeihen Anfängerfehler leichter als kleinere.
  • Halten Sie zunächst nur Fische, die auch für Anfänger geeignet sind, achten Sie darauf, nie Ihr Becken überzubesetzen. Warten Sie mindestens sechs Monate, bis die ersten Fische ins Becken kommen.
  • Füttern Sie nie mehr, als die Fische innerhalb kürzester Zeit auch fressen können, dafür aber häufiger.
  • Achten Sie stets auf Krankheitszeichen oder Verhaltensänderungen.

Wie Sie sehen, gibt es bei der Haltung der Salzwasserfische vieles zu beachten. Doch wenn Sie bereit sind, sich intensiv mit diesem Thema zu beschäftigen, viel Zeit investieren und Ihnen auch die Kosten keine Scheu bereiten, werden Sie in der Riffaquaristik ein lohnenswertes Hobby finden, das Ihnen viel Freude bereitet.

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