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So können Sie Dolmetscher werden

Internationale Kommunikation wird von Dolmetschern erst ermöglicht - aber wie wird man Dolmetscher?
Internationale Kommunikation wird von Dolmetschern erst ermöglicht - aber wie wird man Dolmetscher?
Sie haben sehr gute Sprachkenntnisse (am besten noch in einer wirtschaftlich interessanten Sprache wie Russisch, Chinesisch, Arabisch oder Spanisch) und wollen sich damit Ihren Lebensunterhalt verdienen? Der Gedanke an Übersetzen oder Dolmetschen liegt nahe. Ehe Sie sich für diesen Weg entscheiden und Dolmetscher werden wollen, sollten Sie sich jedoch gründlich informieren - der Weg zum Dolmetscher ist nicht unbedingt einfach.

Was Sie benötigen:

  • Reisebereitschaft
  • evtl. Umzugsbereitschaft
  • Pkw oder Bahnkarte
  • hervorragende Sprachkenntnisse in mindestens 1 - 2 Fremdsprachen
  • Abitur
  • Studium an einer anerkannten Hochschule/Universität
  • ca. 1.000 Euro für die Anerkennungsprüfung
  • sehr gute Rechtschreibkenntnisse in beiden Sprachen
  • sehr gute Allgemeinbildung
  • sehr gute Auffassungs- und Wahrnehmungsfähigkeiten
  • sehr gutes, einwandfreies Gehör
  • sehr gute Kenntnisse in mindestens 1 Fachgebiet (Medizin, Technik, Wirtschaft etc.)

Dolmetscher oder Übersetzer? Und was ist das?

  • Ein Dolmetscher, generell gesprochen, übersetzt mündliche Sprache in eine zweite. Hier unterscheidet er sich vom Übersetzer, der mit schriftlichen Texten arbeitet. Einsatzgebiete von Dolmetschern sind zumeist internationale Konferenzen und Verhandlungen, aber auch in der Rechtspflege (Gerichtsprozesse) und im Geschäftsverkehr (Vertragsverhandlungen in Firmen).
  • Im Grunde gibt es zwei Arten des Dolmetschens. Beim Simultandolmetschen wird parallel zur Kommunikationssituation übersetzt. Das Ergebnis wird den Zuhörern beinahe gleichzeitig über Kopfhörer zugespielt. Bei maximal zwei Zuhörern gibt es die Möglichkeit des sogenannten Flüsterdolmetschens. Der Dolmetscher sitzt zwischen beiden und flüstert Ihnen die Simultanübersetzung zu. Die zweite Technik ist Konsekutivdolmetschen. Nach größeren Passagen des originalsprachlichen Texts macht der Sprecher eine Pause, in der der Konsekutivdolmetscher die wörtliche Übersetzung nachliefert. Diese Technik ist weniger verbreitet und kommt eher bei festlichen Anlässen (Festakt etc.) zum Einsatz.
  • Die Berufsbezeichnung Dolmetscher ist in Deutschland und Österreich nicht geschützt; dennoch gibt es Standards, an denen der Qualifikationsgrad kenntlich gemacht wird und an denen Sie sich messen sollten.

Voraussetzungen und Ausbildung zum Dolmetscher

  • Zunächst sollten Sie Ihre Muttersprache sehr sicher beherrschen - auch wenn das vielleicht wie eine Selbstverständlichkeit klingt. Es genügt nicht, die Sprache mündlich und schriftlich zu beherrschen, Sie sollten auch grammatikalisch und vor allem stilistisch sicher sein und beispielsweise sprachliche Ebenen (literarische oder Umgangssprache, wissenschaftliche oder Verhandlungssprache) unterscheiden können.
  • Zusätzlich benötigen Sie sehr gute Kenntnisse einer, besser noch zweier Fremdsprachen. Gängig ist, zwei Sprachen aktiv (bei einem deutschen Muttersprachler beispielsweise Deutsch und eine weitere) und eine dritte passiv (sodass aus ihr ins Deutsche gedolmetscht werden kann) zu beherrschen. Sie benötigen also neben Ihrer Mutter- mindestens eine (besser zwei) Arbeitssprachen.
  • Im besten Fall können Sie ein Studium dieser Sprachen nachweisen und/oder haben längere Zeit in Ländern mit entsprechender Amtssprache gelebt.
  • In jedem Fall gehören zu Ihren Fähigkeiten eine breite Allgemeinbildung (Sie müssen in der Lage sein, verschiedenste Themen zu dolmetschen), hohe Konzentrationsfähigkeit (Ihnen darf - auch nach mehreren Stunden - kein Wort entgehen) und eine rasche Auffassungsgabe. Sie müssen bereit sein, sich auf jeden neuen Auftrag auch inhaltlich (Fachvokabular) neu vorzubereiten.
  • An zahlreichen Universitäten können Sie ein Studium zum Diplomdolmetscher (inzwischen immer häufiger Dolmetscher B.A./ M.A.) absolvieren. Das Studium vermittelt neben Perfektionierung sprachlicher Fähigkeiten auch Dolmetschstrategien und fachliche Inhalte. Diese Ausbildung gilt als anspruchsvoll. Eine genaue Aufstellung möglicher Universitäten und Fachakademien finden Sie auf der Website des Bundesverbands der Dolmetscher und Übersetzer e.V. Zu den Zugangsanforderungen der einzelnen Institute informieren Sie sich am besten auf deren Internetportalen.
  • Für einzelne Sprachen gibt es keine regulären Studienfächer. In den meisten Bundesländern und bei einigen wenigen IHKs können jedoch staatlich anerkannte Prüfungen abgelegt werden.

Berufliche Einsatzbereiche für Dolmetscher

  • Behörden: Dolmetscher vermitteln und übersetzen im Umgang von Notaren, Gerichten und Ämtern mit fremdsprachlichen Personen. Hier hat auch die besondere Form des Gebärdensprachdolmetschers ihren Haupteinsatzort. Dolmetscher arbeiten zumeist freiberuflich, von institutioneller Seite wird in der Regel eine Beeidigung verlangt. Die Anforderungen hierfür erfahren Sie an Ihren präferierten Einsatzorten.
  • Internationale Institutionen - beginnend mit dem Auswärtigen Amt und dem Bundesverteidigungsministerium bis hin zur Europäischen Union und den Vereinten Nationen - haben einen eigenen Sprachendienst mit klar vorgegebenen Einstellungsvoraussetzungen. Diese können Sie über die entsprechenden Websites erfahren (etwa beim Bundessprachenamt oder beim Europäischen Amt für Personalauswahl
  • Europäisches Parlament und Europäische Kommission führen zudem ein Verzeichnis freiberuflicher Dolmetscher, auf die im Bedarfsfall zurückgegriffen wird. Zur Aufnahme in diese Liste müssen Sie einen Auswahltest bestehen.
  • Neuere Einsatzfelder für Dolmetscher sind Mediendolmetschen (etwa für Fernsehberichterstattung) oder das Dolmetschen bei Veranstaltungen auf einer Bühne (Bühnendolmetscher). Diese Bereiche erfordern zusätzlich eine gute Stimme und sicheres Auftreten in der Öffentlichkeit.
  • Damit Sie erfolgreich in Ihrem Beruf arbeiten können und auch Aufträge erlangen, ist es sinnvoll, sich zum staatlich anerkannten Dolmetscher/Übersetzer ausbilden und anerkennen zu lassen. Die Anerkennungsprüfung kostet in etwa 1.000,00 EUR und der Prüfungsort ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. Auskunft gibt Ihnen hierzu der Verband der Dolmetscher und Übersetzer.
  • Überlegen Sie sich, ob Sie bereit sind, häufig auf Reisen zu sein. Dolmetscher zu werden heißt auch, an vielen verschiedenen, teilweise fernen Orten tätig zu sein. Besprechen Sie Ihren Wunsch, Dolmetscher zu werden, auf jeden Fall mit Ihren Familienangehörigen.
  • Wenn Sie sich für diesen Weg entschieden und erfolgreich Ihr Studium absolviert haben, dann ist es an der Zeit, ein Gewerbe als Dolmetscher anzumelden. Dies erfolgt beim Gewerberegister in Ihrer Gemeinde.
  • Entwerfen Sie sich eine Website für Ihren Internetauftritt bzw. lassen Sie sich eine solche erstellen. Manche Übersetzerportale bieten für Premiummitglieder solche Tools für Websites an, mit denen Sie sich eine Website erstellen können.
  • Registrieren Sie sich auf möglichst allen Übersetzerwebsites und bieten Sie auch dort Ihre Dienste an. Besonders stark frequentiert ist die Webseite Translatorscafe. Diese Webseite eignet sich auch für Dolmetscher.
  • Tragen Sie sich bei Übersetzungs- und Dolmetscheragenturen in die Datenbanken ein. Davon gibt es auch in Deutschland mehrere.

Weitere Autorin: Martina Ledermann

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