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Was passiert, wenn eine Kuh nicht gemolken wird?

Das tägliche Melken ist für Kühe ein Muss.
Das tägliche Melken ist für Kühe ein Muss.
Sicher haben Sie schon einmal weidende Kühe gesehen. Abends werden auch die glücklichsten Kühe von der Weide geholt, um gemolken zu werden. Doch was ist, wenn der Kuhhalter keine Zeit zum Melken hat oder wenn die Kuh bald ein Kalb bekommt und nicht mehr gemolken werden soll? Müssen Kühe regelmäßig gemolken werden und was passiert, wenn dies nicht möglich ist?

Der Aufbau des Kuheuters

Für den Mechanismus der Milchproduktion ist das Verständnis der Anatomie unabdingbar.

  • Eine Kuh hat ein Euter mit vier Mammarkomplexen, in der Fachsprache auch Viertel genannt. Das ist also jeweils eine Zitze und das dazugehörige Milchdrüsensystem.
  • Die Milch wird in den Alveolen gebildet. Das sind kleine Drüsenbläschen umgeben von Laktozyten, die die Milchbestandteile, also hauptsächlich Milcheiweiße, Milchzucker und Fett synthetisieren. Mittels einer kontraktilen Korbzelle wird die Milch aus den Laktozyten aus dem Hohlraum der Alveolen gepresst.
  • Von dort aus wird es, dank der Schwerkraft, nach unten geleitet: Erst durch kleine Milchgänge, dann durch immer größere in die Zisterne. Die Zisterne ist ein Speicher in der Zitze, in der die Milch verweilt, bis sie entzogen wird.
  • Die Milch macht diesen Weg nicht von alleine, dazu ist der Milchejektionsreflex nötig. Dieser wird ausgelöst, indem das Kalb an der Zitze saugt oder der Melker die Zitze reinigt und anmelkt. Durch das dadurch ausgeschüttete Hormon Oxytocin kontrahiert sich die Korbzelle.

Wenn die Kuh nicht gemolken wird - das passiert

Eine Hochleistungskuh gibt derzeit ca. 9000 Liter Milch im Jahr. Diese muss der Kuh entzogen werden. Doch was ist, wenn die Kuh einmal nicht gemolken wird?

  • Die Kuh produziert die Milchbestandteile, die sich im Lumen der Alveolen sammeln. Durch den osmotisch aktiven Milchzucker wird Wasser nachgezogen.
  • Mit der Ansammlung der Milch steigt der Druck im Alveolarsystem. Normalerweise wäre jetzt der Punkt, an dem die Milchkuh an ein Melkgerät angeschlossen werden müsste. Wenn dies nicht möglich ist, steigt der Druck immer weiter und beschädigt die Laktozyten so sehr, dass keine Milchproduktion mehr stattfinden kann.
  • Somit kommt es zur Involution des Euters - das Drüsengewebe wird abgebaut. Gleichzeitig wird das Euter nicht mehr durchgespült, das heißt, die Milch gärt im Euter. Erreger die sich darin befanden oder beim letzten Melkvorgang in das Euter traten, können nicht mehr abgegeben werden. Dadurch kommt es leicht zu einer Mastitis, einer Euterentzündung.

Sie sehen also, dass eine Kuh, die sich in starker Milchproduktion befindet, regelmäßig gemolken werden muss, damit die Eutergesundheit gewährleistet wird.

Das Trockenstellen der Kuh

Doch was ist, wenn die Kuh bald ein Kalb bekommt und keine Milch mehr geben soll? Dieser Vorgang nennt sich Trockenstellen.

  • Zunächst befindet sich die Kuh zum Zeitpunkt des Trockenstellens im Normalfall nicht in der Hochlaktation. Bei der Besamung wird darauf geachtet, dass das Kalb in dem Moment kommt, in dem der Milchfluss natürlicherweise versiegt wäre. Somit ist der Druck nicht mehr gar so groß.
  • Es muss darauf geachtet werden, dass das Euter beim letzten Melken gründlichst gereinigt und desinfiziert wird und vollständig ausgemolken wird. Zur Prävention werden in jeden Strichkanal Antibiotika eingegeben, damit keine Euterentzündung auftritt. Jetzt kann das Euter sich bis zur Geburt erholen.

Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, sich eine Milchkuh anzuschaffen, müssen sie beachten, dass diese täglich mindestens einmal, besser zweimal, gemolken werden muss!

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