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Ziegenhaltung im Garten - so geht's artgerecht

In der Gruppe fühlen sich Ziegen am wohlsten.
In der Gruppe fühlen sich Ziegen am wohlsten.
Ziegen gelten als die Kuh des kleinen Mannes. Bei artgerechter Ziegenhaltung können Sie sich mit eigener Milch versorgen. Wenn Ihr Garten groß genug ist, steht dem nichts im Wege. Ziegenmilch gilt als besonders gesund und leicht verdaulich. Menschen, die keine Kuhmilch vertragen, sollten Ziegenmilch ausprobieren.

Was Sie benötigen:

  • Ausreichend Weideland (pro Zwergziege etwa 1000 qm)
  • Heu und weiteres Futter
  • einen wetterfesten Stall
  • Stroh als Einstreu
  • Kenntnisse zur Klauenpflege
  • Geld für den Tierarzt (Impfungen, Entwurmungen)
  • eine hohe Einzäunung
  • Tierhalterhaftpflicht

Wer sich Ziegen wünscht, um sich mit Milch selbst zu versorgen, braucht viel Wissen über die Tiere. Ziegenhaltung in einem großen Garten klingt verlockend, für die Tiere übernehmen Sie jedoch viel Verantwortung.

Bedürfnisse einer Ziege

  • Ziegen sind gesellige, im sozialen Verband lebende Tiere. Es heißt, man kann ein Tier einzeln halten, zwei Tiere werden empfohlen, besser noch mehr. Mit einem einzelnen Tier müssen Sie sich beschäftigen, es bindet sich ohne Artgenossen eng an den Menschen.
  • Die Tiere grasen nicht wie Schafe eine Fläche ab, sondern zupfen lieber Blätter von Ästen oder knappern die Rinde von Zweigen. Sie wollen klettern und sind außerordentlich beweglich. Gerne reißen Ziegen aus. Sie brauchen eine sichere Einzäunung.
  • Wenn Sie sich Ziegen anschaffen wollen, sprechen Sie zuvor mit Ihren Nachbarn. Die Tiere können sehr verschieden laut sein.
  • Wenn Ziegen im Freien gehalten werden, benötigen sie einen Unterstand, der sie vor Regen, Schnee und Sturm schützt. Zugluft ist für Ziegen schädlich. 

Auslauf und Stall für die Ziegenhaltung 

  • Am natürlichsten ist es, Ziegen auf einer Weide zu halten. Wenn Sie noch dazu zwei Flächen haben, die Sie abwechselnd nutzen können, sind die Bedingungen ideal. Dann kann sich die gerade nicht beweidete Fläche wieder erholen. Das setzt bei mehreren Tieren einen recht großen Garten voraus. Für zwei Zwergziegen sind 2000 qm Fläche ausreichend Auslauf. Je weniger Fläche Sie haben, desto ausbruchsicherer muss die Einzäunung sein und Sie müssen mehr füttern, auch im Sommer.
  • In jedem Fall brauchen Ziegen einen wetterfesten Stall, der im Sommer vor Hitze und im Winter vor Unwetter schützt. Der Platzbedarf darin hängt von der Ziegenrasse ab. Rechnen Sie bei gehörnten Ziegen mit 2,5 und bei hornlosen mit zwei Quadratmetern pro Tier im Stall. Für wenige Tiere können Sie ein der Fläche entsprechendes Gartenhäuschen aufstellen.
  • Dem Kletterbedürfnis sollten Sie Rechnung tragen. Stromkabel im Stall müssen für die Ziegen unerreichbar sein. Trotzdem brauchen Ihre Schützlinge erhöhte Liegeflächen. Ziegen nutzen diese gerne, für einen besseren Überblick und um die Rangordnung zu stärken. Das ranghöchste Tier bekommt den höchsten Liegeplatz. Als Fressplatz planen Sie pro Tier, je nach Rasse, 40 bis 60 Zentimeter am Futtertrog ein. 
  • Für Abwechslung und Klettermöglichkeiten sind Ziegen im Freien und auch im Stall dankbar. Baumstämme, Bänke oder Strohballen sind mögliche Optionen. Wasserbehälter oder eine automatische Tränke sind selbstverständlich.
  • Ein kalter, aber trockener Stall ist besser, als ein wärmerer, feuchter Raum. Sorgen Sie für ausreichend Lüftung. Daher sollte ein Ziegenstall nicht zu niedrig sein, zudem ist Licht und regelmäßige Luftzufuhr obligatorisch.
  • In den Stall gehört eine dicke Schicht Stroh als Unterlage. Geben Sie regelmäßig neues Stroh dazu, entsteht eine dicke, isolierende Schicht, die die Tiere im Winter wärmt. Alle drei Monate wird die Einstreu komplett gewechselt. Hierzu gibt es, je nach Rasse und Nutzungswunsch, andere Vorgaben.
  • Wenn Sie sich eine Ziegenhaltung im Obstgarten vorstellen, müssen Sie beachten, dass die Tiere gerne die Rinde von Bäumen abfressen. Wertvolle Obstbäume brauchen einen Schutz, ebenso alle Sträucher. Sonst fressen Ihnen die Ziegen alles kahl.

Futterbedarf und Pflege Ihrer Ziegen im Garten

Ziegen sind Vegetarier. Frisches Heu brauchen Sie im Sommer, wenn der Auslauf für frisches Grün nicht ausreicht, und auch im Winter. Rechnen Sie mit täglich drei Kilogramm Heu pro Tier - je nach Rasse und Nutzung auch mehr oder weniger. Wichtig ist, morgens und abends Heu zu füttern.

  • Dazu geben Sie Mais, Rüben, Möhren und grüne Küchenabfälle, solange diese frisch und sauber sind. Milchziegen benötigen zusätzlich Kraftfutter. Auch Äpfel und anderes Obst vertragen die Tiere.
  • Gerne fressen Ziegen ungespritzte Zweige von Obstbäumen, Buchen, Ahorn, Lärchen, Ulmen, Haselnuss oder Kiefer. Aber Vorsicht: Eibe, Thuja und Holunder sind für sie giftig.
  • Ganz wichtig für die Erhaltung der Gesundheit ist die regelmäßige Klauenpflege. Im natürlichen Raum auf felsigem Untergrund nutzen sich die Klauen der Tiere von alleine ab. Auf der weichen Weide und im gepolsterten Stall fehlt dieser Abrieb. Sie müssen mit einer Klauenschere und einem scharfen Messer das verlängerte Klauenhorn abschneiden. Das ist etwa zwei- oder dreimal jährlich notwendig. 
  • Neben der Klauenpflege muss eine Ziege regelmäßig auf Parasiten kontrolliert werden. Sowohl im Fell als auch im Inneren siedeln sie sich an. Das sind verschiedene Würmer, die sich im Kot nachweisen lassen. Suchen Sie sich einen Tierarzt, zu dem Sie Vertrauen haben und der Sie mit Ratschlägen und Hilfe unterstützt.

Ziegenrassen und rechtliche Fragen 

Ziegenrassen sind sehr verschieden. Soll Ihre Tierhaltung zur Selbstversorgung mit Milch gedacht sein? Oder möchten Sie kleine Zwergziegen als reines Hobby aus Freude an den Tieren halten?

  • Für die Erzeugung von Milch ist im Norden Deutschlands die Weiße Deutsche Edelziege verbreitet, im Süden eher die Bunte Deutsche Edelziege. Beides sind Rassen, mit der Sie den Milchbedarf einer Familie decken können. Gemolken wird in der Regel morgens und abends. Als Fleischziege ist die Burenziege aus Südafrika beliebt. 
  • Ebenfalls aus Afrika stammt die Zwergziege, die als geselliges Haustier gehalten wird und weder der Milch- noch der Fleischgewinnung dient. Eine solch kleine Rasse, die keine Leistung im Sinne landwirtschaftlicher Nutzung bringen muss, kann leichter gehalten werden als Milchziegen, die immer ein Zicklein gebären müssen, um Milch zu geben.
  • Egal, mit welchem Ziel Sie sich Ziegen anschaffen, Sie müssen Ihre Ziegenhaltung beim zuständigen Ordnungs- oder Veterinäramt anmelden. Hier erhalten Sie auch notwendige Ohrmarken zur Kennzeichnung der Tiere.
  • Sollte es trotz aller Sorgfalt vorkommen, dass Ihre Ziegen sich im Garten des Nachbarn satt fressen, ist eine Tierhalterhaftpflichtversicherung von Vorteil. So können Sie den Schaden ohne Probleme ausgleichen.

Ziegenhaltung im Garten ist möglich, wobei Sie für Milchziegen mehr Platz, mehr Wissen und mehr Zeit brauchen als für Zwergziegen. Um die Tiere artgerecht zu halten, müssen Sie sich vor der Anschaffung gründlich informieren. Ziegen sind zwar anpassungsfähige Tiere, haben aber ein eigensinniges Wesen, sodass sie ihren Besitzer fordern.

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