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3-Rad-Autos - Hintergründe und interessante Modelle

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Lieferwagen mit drei Rädern erfreuen sich großer Beliebtheit.
Lieferwagen mit drei Rädern erfreuen sich großer Beliebtheit.
Schon das erste Auto hatte 3 statt 4 Räder. Die Idee, dass ein 4. Rad am Wagen überflüssig sein könnte, ist alt. Meist gibt es aber spezielle Gründe für den Bau und die Nutzung solcher Fahrzeuge.

3-Rad ist günstiger als 4-Rad

  • Das erste Fahrzeug, das als vollwertiges Auto betrachtet wird, ist der Benz-Patent-Motorwagen Nummer 1 aus dem Jahr 1886. Der Wagen basierte auf der Idee, eine motorisierte Kutsche zu bauen. Leichte Kutschen waren zweirädrige Fahrzeuge. Die Idee, ein drittes Rad zur Stabilisierung anzubringen, war nur logisch. Dieses diente der Steuerung, ein System, das von Fahrrädern bekannt war. Gottlieb Daimler stellte im gleichen Jahr ein Auto mit 4 Rädern vor.
  • Im Lastenverkehr haben sich ebenfalls schon früh Konstruktionen mit 3 Rädern durchgesetzt. Hier wurde oft auch von Lastenmotorrädern gesprochen. 1907 brachte der Zittauer Hersteller Phänomen das Phänomobil auf den Markt. Es wurde als motorisierter Lastkarren angepriesen.
  • Lastendreiräder waren aus den Straßen der Nachkriegszeit bis weit in die 1960er nicht wegzudenken. Die Technik war einfacher als bei einem Auto mit 4 Rädern. Auch erschien es eine Verschwendung, Fahrzeuge mit 4 Rädern auszurüsten, wenn 3 völlig ausreichten.
  • Wie Sie an den Bezeichnungen erkennen können, haben sich die Entwickler dieser Fahrzeuge an Motorrädern, die bereits ab 1860 gebräuchlich waren, orientiert. Auch einachsige Karren waren Vorbilder.

Zu Beginn der Geschichte des Automobils wurden sowohl dreirädrige als auch vierrädrige Fahrzeuge entwickelt. Da die Lenkung bei einem Vorderrad einfacher ist als bei zwei Vorderrädern, waren Autos mit drei Rädern von Anfang an günstiger und einfacher zu bauen.

Gründe für Autos mit drei Rädern

Wenn es Sie interessiert, wieso bis heute teils kuriose Autos mit 3 Rädern gebaut werden, betrachten Sie sich die Gesetze in verschiedenen Ländern.

  • In vielen Ländern wurden Gesetze erlassen, in denen die Anzahl der Räder eine Rolle spielte. In England, Italien und vielen anderen Ländern galten bzw. gelten Fahrzeuge mit weniger als 4 Rädern als Motorräder. Für diese mussten/müssen weniger Steuern bezahlt werden.
  • In England durften Fahrzeuge mit 3 Rädern lange Zeit mit einem Motorradführerschein gefahren werden. In Griechenland dürfen einige der Fahrzeuge sogar ohne Zulassung und Führerschein genutzt werden. Diese gesetzlichen Regelungen machten die Fahrzeuge sehr beliebt. In Griechenland werden Sie noch heute besonders in ländlichen Gebieten viele 3-Rad-Autos antreffen.
  • In Italien dürfen Dreiräder mit 50cm³-Motoren von Jugendlichen ab 14 Jahren gefahren werden. Die kleinen Fahrzeuge sind natürlich sehr attraktiv, da sie mehr Komfort bieten als ein Mofa.
  • Aus einem anderen Grund sind 3-Rad-Autos heute in Gaza beliebt. Die israelischen Behörden verbieten die Einfuhr von motorisierten Fahrzeugen jeglicher Art. Die eher einfach gebauten 3-Rad-Fahrzeuge werden zerlegt über Tunnel ins Land geschmuggelt. Modelle mit 4 Rädern lassen sich auf diesem Weg nicht ins Land bringen.

Einige interessante Modelle

  • Das britische Unternehmen Reliant Motor Company baute von 1973 bis 1981 den Robin, ein dreirädriges Fahrzeug, dass als Limousine, Kombi und Kastenwagen erhältlich war. Von 1981 bis 1998 lief der Nachfolger Rialto vom Band und von 1989 bis 2001 wurde der Robin II produziert. Für die Autos musste weniger als die Hälfte an Kraftfahrzeugsteuer entrichtet werden. Außerdem benötigte man keinen Autoführerschein. Die Wagen hatten aber auch einen Kultstatus, Prinzessin Anne kaufte sich angeblich gleich drei davon.
  • Auch der Vespacar Ape von Piaggio genießt Kultstatus. In Italien ist das Fahrzeug besonders beliebt, da man es bereits mit 14 Jahren fahren darf. Der legale und illegale Tuningmarkt blüht, denn Jugendliche rüsten die Fahrzeuge optisch und technisch gerne auf. Im Kreis Mettmann verwendete sogar die Polizei eine Zeitlang einen Ape TM, weil sie mit dem wendigen Fahrzeug die engen Gassen im Innenstadtbereich erreichen konnte.
  • Die Fahrzeuge mit 3 Rädern zeichnen sich durch eine einfache und robuste Technik aus. Sie sind daher fester Bestandteil des Straßenbildes in Asien. Der indische Hersteller Force Motors geht in den Ursprüngen auf das 1958 gegründete Unternehmen Bajaj-Tempo zurück. Dieses erwarb damals schon die Lizenz, den legendären Tempo zu bauen. Das Dreirad des Harburger Unternehmens Vidal & Sohn Tempo-Werk GmbH prägte in Deutschland das Straßenbild der 1950er Jahre. 101.000 der Fahrzeuge waren zugelassen. Damals waren etwa zehnmal so viele VW-Käfer auf den Straßen. Der Hersteller lieferte übrigens auch Pkws und Cabrios mit 3 Rädern.
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