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Argumente für die Abschaffung von Noten

Der Traum eines Schülers - nie wieder Zeugnisse
Der Traum eines Schülers - nie wieder Zeugnisse
In vielen Schulen gibt es - zumindst für einige Jahrgangsstufen - keine Noten, auch der Hamburger Schulversuch zielt in Richtung der Abschaffung dieser zusammenfassenden Beurteilungen. Es gibt gute Argumente für diese Handlunsgweise.

Problematik von Noten in der Schule

  • Jeder, der ein komplexes Fach wie Deutsch oder Geschichte unterrichtet, kennt das Problem. Wie soll man den Leistungen eines Kindes in einer einzigen Note gerecht werden? Eine Einstufung in 6 oder 10 Ränge kann nichts über die erbrachte Leistung aussagen. Zum Beispiel kann ein Kind eine 3 in Deutsch bekommen, das die Sprache sehr gut mündlich beherrscht, aber eine Rechtschreibschwäche hat. Aber ein Kind, das alles nur mittelmäßig beherrscht wird ebenfalls diese Note bekommen.
  • Ganz besonders problematisch ist, dass für die Verteilung von Noten in einer Gauß’sche Glockenkurve erwartet wird. Es wird einfach erwartet, dass es in jedem Fach wenige gute und schlechte Schüler gibt und viele mittelmäßige. Ein Fall, dass alle etwas verstanden haben und gut beherrschen, ist nicht vorgesehen, da statistisch unwahrscheinlich. Oft werden die Kriterien der Beurteilung verändert, damit die Normalverteilung erreicht wird.
  • Auch in Fächern, in denen die Notenvergabe scheinbar einfach ist, wie zum Beispiel in Mathematik kann diese kaum etwas über die Fähigkeiten eines Schülers aussagen. Der eine hat Probleme, Formeln zu lernen, der andere diese anzuwenden und wieder ein anderer Schüler versteht rein verbal die Aufgaben nicht. Niemand sieht der Note an, wo die Fähigkeiten und wo die Probleme liegen.
  • Der ständige Druck, Schüler zu beurteilen behindert sogar die Wissensvermittlung. Lehrer und Schüler arbeiten auf das Ziel, die nächste Überprüfung hin. Was vor einem Jahr gelernt wurde, interessiert nicht mehr, die Fächer werden kaum noch danach aufgebaut, ein komplexes Verstehen zu ermöglichen, sondern Lernziele abzuarbeiten. Für ein fachübergreifendes Denken ist absolut kein Platz. Es kommt vor, dass Schüler Berechnungen, die sie in der Mathematik beherrschen, in Chemie nicht mehr können.
  • Schon lange steht das Schulsystem vor dem Problem, dass Schüler über Noten aussortiert werden. Das trifft nicht nur die weniger begabten, sondern besonders die hochbegabten Kinder. Sie passen nicht in die Norm des von Noten und nach Lerneinheiten strukturierten Schulbetriebes und werden zu Schulversagern. Hier sollte sich jeder die Frage stellen, ob Noten einen Sinn machen, wenn dabei hochbegabte nicht als solche erkannt werden.

Die Probleme sind eindeutig Argumente für die Abschaffung von Noten.

Argumente für die Abschaffung dieser Art der Beurteilung

  • Die genannten Probleme sind auf jeden Fall ein Argument über die Abschaffung von Noten nachzudenken. Beurteilungen können aber nicht abgeschafft werden, denn die Schüler brauchen etwas, das ihnen hilft, die eigene Leistung zu beurteilen.
  • Ein System, das einen Schüler nach der gesamten Entwicklung beurteilt, ist sowohl machbar, als auch sinnvoll. Statt permanenter aufwendiger Leistungskontrolle über Tests und Klassenarbeiten schreiben die Lehrer einmal im Jahr eine fachliche Beurteilung des Schülers. So können Sie detailliert auf die Besonderheiten des Faches und die Leistung des Kindes eingehen. Auch sind so Fortschritte besser zu bewerten als mit Noten.
  • Die Befürworter von Noten führen oft an, dass diese auch der Motivation dienen. Das betrifft grundsätzlich nur diejenigen, die durch gute Noten eine Bestätigung erfahren. Schlechte Bewertungen wirken demotivierend. Hinzu kommt, dass es für Eltern und Schüler oft nicht durchschaubar ist, aufgrund welcher Schwäche die schlechte Note vergeben wurde. In einer individuellen Beurteilung kann dem Schüler deutlich gesagt werden, was er verbessern muss. Wer zum Beispiel eine 5 in Deutsch hat, weiß kaum, was er tun soll, um diese zu verbessern. Eine Beurteilung, die empfiehlt den Wortschatz zu erweitern, bringt den Schüler aber weiter.
  • Argumente, dass es ohne Noten nicht geht, weil diese später verlangt werden, können leicht entkräftet werden, denn schließlich stellen Chefs nur deshalb nach Noten ein, weil es Zeugnisse gibt, in denen welche stehen. Gleiches gilt für Universitäten. Wenn es generell keine Benotungen mehr geben würde, müssten Personalchefs und Universitäten andere Kriterien suchen, nach denen Bewerber ausgesucht werden.
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