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Blutegel im Teich - Wissenswertes über diese Tiere

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Am menschlichen Körper saugen nur die medizinischen Blutegel.
Am menschlichen Körper saugen nur die medizinischen Blutegel. © Alfred_Heiler / Pixelio
Ein Teich macht sich gut im Garten. Doch die Freude vergeht, wenn Sie Blutegel im Wasser finden. Als Mensch werden Sie jedoch nicht befallen.

Wissenswertes über Egel

Egel sind eine Unterart der Ringelwürmer und damit entfernte Verwandte der Regenwürmer. Weltweit existieren rund 300 Arten dieser Tiere, die den wissenschaftlichen Namen Hirudinea haben. Egel finden Sie fast ausschließlich in wenig fließendem oder stehendem Süßwasser, selten im Brackwasser und in feuchten Landbiotopen.

Je nach Art sind Egel zwischen 0,5 und 50 Zentimeter lang. Sie erkennen Egel an ihrem wurmförmigen, in Segmente unterteilten Körper, der einen Saugnapf am Vorder- und Hinterteil hat. Diese muskulösen Saugnäpfe nutzen die Tiere zum einen, um sich ähnlich wie Raupen fortzubewegen. Zum anderen klammern sich Egel mit ihren Saugnäpfen an ihrem Wirt fest.

Egel ernähren sich unterschiedlich und spezialisieren sich auf einige Beutetiere und Wirte. Die Unterordnung der Schlundegel sowie einige Arten der Kieferegel sind Räuber, die ihre Beutetiere ganz verschlingen oder aus deren Körper einzelne Stücke herausreißen. Andere Kieferegel sowie Rüsselegel leben vom Blut ihrer Wirte.

Egelarten im Teich

Ein Teich verschönert Ihren Garten und bietet vielen Pflanzen und Tieren ein Zuhause. Dazu gehören häufig auch Egel. Blutsauger sind allerdings nur einige Arten und Menschen dienen hierzulande nicht als Wirt.

Zu den hierzulande weitverbreiteten blutsaugenden Egeln zählt der Schneckenegel, der Wasserschnecken befällt sowie der Fischegel, der sich von Fischblut ernährt. Wenn Sie einen größeren Teich mit Enten haben, finden Sie häufig Entenegel, die Blut von Wasservögeln saugt. Ringsum Berlin und in Ostdeutschland kommt der Schildkrötenegel vor, der aus Polen und den baltischen Staaten eingeschleppt wurde.

In unseren Teichen leben daneben zwei räuberische Arten von Egeln. Der Hunde- oder Rollegel vertilgt Röhrenwürmer und Mückenlarven und frisst das Gewebe größerer toter Tiere wie Krebse und Fische. Mückenlarven und Würmer gehören ebenfalls zum Beutespektrum des Pferdeegels, der daneben Laich und Amphibienlarven frisst.

Meist schleppen Sie Egel durch den Kauf befallener Fische oder Wasserpflanzen ein. An deren Blättern haften oft die Eikokons der Tiere. Egel können Ihnen auch zuwandern, wenn Ihr Grundstück in der Nähe von stehenden Gewässern oder Feuchtbiotopen liegt.

Egel mögen ekelig sein - Schaden richten diese Würmer in der Regel nicht an. Kleinere oder schwächliche Fische und Schildkröten sind durch den Biss der Blutegel jedoch gefährdet. Sie können sich Infektionen einfangen und sterben.

Egel werden Sie nur schwer wieder los. Hilfreich ist es, wenn Sie Ihren Teich regelmäßig entkrauten und möglichst schlammfrei halten. Einige Gartenbesitzer schwören auf Lebendfallen. Dazu stanzen Sie Löcher in eine mit roher Leber gefüllte Metalldose, die sie 24 Stunden im Wasser liegen lassen. Die Egel werden von dem Leckerbissen magisch angezogen und passen vollgefressen nicht mehr durch die Löcher.

Bedenken Sie, dass Egel ein Teil des Ökosystems sind. Die räuberischen Hunde- und Pferdeegel sind sogar nützlich, weil sie als biologische Schädlingsbekämpfer Mücken dezimieren. Einige Menschen finden die teils sehr lebhaften und attraktiv gemusterten Tierchen sogar interessant und halten sie gezielt in Aquarien und Teichen.

Der medizinische Blutegel

Gehören Sie zu den Menschen, die es gruselig finden, wenn an ihrem Körper ein Egel Blut saugt? Aus medizinischen Gründen kann das jedoch hilfreich sein. Bereits in der Antike setzen Ärzte gezielt Blutegel am menschlichen Körper an. Diese spezielle Form des Aderlasses sollte bei den verschiedensten Beschwerden Linderung verschaffen - von Arthrose und Gicht bis hin zu Kopfschmerzen, Fieber und psychischen Erkrankungen.

Auch heutzutage wird die Blutegeltherapie in der Medizin eingesetzt. Dabei wird überwiegend der Mediterrane Medizinische Blutegel (Hirudo verbana) verwendet, dessen natürlicher Lebensraum rings um das südliche Mittelmeer liegt. Zu einem geringen Anteil kommt die nah verwandte Art des Europäischen Medizinischen Blutegels (Hirudo medicinalis) zum Einsatz, die weiter nördlich lebt.

Die medizinisch genutzten Blutegel verwechseln Sie leicht mit Pferdeegeln. Beide Arten sind 10 bis 15 Zentimeter lang und haben eine bräunliche bis olivgrüne Oberseite. Blutegel haben jedoch auf dem Rücken rötliche Längsstreifen, bei Pferdeegeln fehlt diese Musterung.

Blutegel ernähren sich in ihrem natürlichen Lebensraum meist vom Blut von Fischen und Amphibien wie Molchen und Fröschen. Auch Säugetiere und Menschen werden befallen, wenn sie sich im oder am Wasser aufhalten.

Die Blutegel-Therapie

Die Ärzte der Antike meinten, dass der Aderlass mittels Blutegel den Körper entgiftet - heute weiß man besser Bescheid. Blutegel saugen sich an der Haut fest und ritzen sie mit ihren scharfen Zähnchen an. Damit das Blut nicht sofort gerinnt, sondern sie beim Saugen über ihren Speichel das gerinnungshemmende Enzym Hirudin ab. Ein weiteres Enzym im Speichel, die Eglinose, ist schmerzlindernd und verhindert, dass das befallene Tier den Blutegel bemerkt und abstreift.

Diese Enzyme wirken auch beim Menschen. Das Hirudin hemmt die Blutgerinnung, erweitert die Gefäße und beschleunigt den Lymphstrom. Eine Blutegeltherapie hilft Ihnen zum Beispiel, wenn Sie unter Venenentzündungen, Krampfadern und Thrombosen leiden. Bei Gelenkentzündungen aller Art (Arthritis) wirkt die im Egelspeichel enthaltene Eglinose schmerzlindernd und entzündungshemmend.  

Eine besondere Bedeutung kommt den Medizinischen Blutegeln seit den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts in der Plastischen Chirurgie zu. Damals entdeckten die Ärzte, dass das Ansetzen der Tierchen die Wundheilung verbessert und die Gefahr einer Abstoßung transplantierter Körperteile reduziert. Seither wird die Blutegeltherapie in vielen Kliniken nach der Transplantation von Ohren, Fingern und Zehen oder bei Hautverpflanzungen standardmäßig eingesetzt.

Patienten berichten, dass die Blutegeltherapie nicht unangenehm ist. Das Anritzen der Haut fühlt sich wie ein Mückenstich an, danach spürt man wegen der schmerzstillenden Eglinose nichts mehr. Nach einer Stunde hat der Egel rund zehn Milliliter Blut gesaugt und fällt von selber ab. Die Wunde blutet circa zwölf Stunden nach; an der Bissstelle können Juckreiz und eine leichte Hautrötung auftreten, die nach einigen Tagen abklingen.

Der massive Einsatz dieser Therapie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dezimierte den natürlichen Blutegelbestand stark. Der Medizinische Blutegel steht daher in Deutschland und weiteren europäischen Ländern unter Naturschutz und darf nicht mehr eingesammelt werden. Die hilfreichen Tiere werden heute in speziellen Zuchtanlagen unter Laborbedingungen herangezogen und dürfen nur einmal verwendet werden. Dadurch wird verhindert, dass die Blutegel mit ihrem Biss Krankheitserreger auf den Menschen übertragen.  

Egel sind recht nützliche Tiere. Die räuberischen Arten bekämpfen Mücken in Ihrem Garten. Der Medizinische Blutegel wirkt Wunder bei vielerlei Beschwerden.

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