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Efeu an Bäumen

Efeu rankt sich gerne an Bäumen hoch. Schaden nimmt der Stützbaum dadurch nur selten.
Efeu rankt sich gerne an Bäumen hoch. Schaden nimmt der Stützbaum dadurch nur selten.
Im Volksglauben saugt der Efeu Bäume aus oder erwürgt sie. Tatsächlich hat der Efeubewuchs an Bäumen jedoch viele Vorteile.

Der Efeu als Vampir? - Mythos und Fakten

Der Gemeine Efeu mit dem botanischen Namen Hedera helix ist in ganz Mitteleuropa heimisch. Im Volksglauben ranken sich um diese ausdauernde Kletterpflanze zahlreiche Mythen. Schon in der Antike glaubte man, dass Efeubewuchs einen Baum absterben lässt. Glauben Sie nicht daran - die Fakten sprechen dagegen.

Am weitesten verbreitet ist die Vampir-Theorie: Demzufolge bohrt sich die Kletterpflanze in die Rinde des Baumes, an dem er sich emporrankt. In der Folge werden dem Baum angeblich Feuchtigkeit und Nährstoffe entzogen, bis er austrocknet und abstirbt. Doch die Haftwurzeln der Hedera Helix dienen einzig und allein als Kletterhilfe. Diese Luftwurzeln besitzen keinerlei Saugorgane, die in die Leitbahnen des Baumes eindringen könnten.

Die Vampir-Theorie wird von einer weiteren Beobachtung widerlegt: Sicher haben Sie schon Hauswände gesehen, die dicht mit Efeu bewachsen sind. Hier gedeiht der fleißige Kletterer offensichtlich prächtig - doch dem Mauerwerk kann er keine Nährstoffe entziehen.

Auch im Wurzelbereich des Baumes kommt es zu keiner Nahrungskonkurrenz durch die Nährwurzeln der Hedera Helix. Ganz im Gegenteil: Efeulaub zersetzt sich schnell und reichert daher in nährstoffarmen Gebieten den Boden an.

Die Baumwürger-Theorie

Ins Reich der Mythen und Legenden gehört auch die Baumwürger-Theorie: Angeblich umklammert die Hedera Helix den Stamm ihres Stützbaumes wie ein straff sitzendes Korsett und erdrosselt ihn dadurch langsam aber sicher.

Efeu ist ein Kletterstrauch, mit dem häufig Hauswände begrünt werden. Die Pflanze ist zwar giftig, …

Tatsächlich können Sie an der Rinde bewachsener Bäume keine auffälligen Einschnürungen erkennen. Ebenso müsste der Würge-Effekt an den Jahresringen efeuumrankter Bäume nachweisbar sein. Wissenschaftliche Untersuchungen abgestorbener oder gefällter Bäume ließen jedoch keine Stagnation des Dickenwachstums erkennen (Quelle: Wilhelm, Georg (2010): Efeu an Bäumen - ein Problem? Was wir über die Wirkungen einer außergewöhnlichen Pflanze wissen. Herausgegeben vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Kreisgruppe Region Hannover).

Efeubewuchs schützt den Stamm eines Baumes sogar. In strengen Wintern wirkt das dichte Blattwerk der Kletterpflanze kälteisolierend und bewahrt die Rinde vor Frostrissen.

Tatsächliche Gefahren durch Efeubewuchs an Bäumen

Ein Parasit ist die Hedera Helix also nicht. Dennoch kann der fleißige Kletterer einigen Bäumen schaden:

Efeu wächst sehr schnell. Ältere Exemplare ab circa vier Jahren legen jährlich ein bis zwei Meter zu. Hoch wachsenden Baumarten wie der Eiche kann Efeubewuchs nichts anhaben. Sehen Sie sich efeuumrankte Eichen einmal genauer an. Sie werden feststellen, dass vor allem der Stamm und die unteren starken Äste bewachsen sind. Die Hauptmasse der Blätter befindet sich jedoch im oberen Teil des Baumes.

Kleinwachsende Baumarten mit weniger als 20 Metern Wuchshöhe oder Großsträucher werden hingegen schnell von der Kletterpflanze überwuchert. Besonders betroffen sind Obstbäume, der Weißdorn und viele Ahorn-Arten. Auch Birken mit ihrer schmalen Baumkrone sind durch den Bewuchs gefährdet.

Durch die Überwucherung werden die betroffenen Bäume ausgedunkelt. Die Blätter bekommen kein Sonnenlicht mehr und der Baum geht letztlich ein. Außerdem sind vor allem kleinere Bäume bei Efeubewuchs durch Wind- und Schneebruch gefährdet. Die immergrüne Kletterpflanze bietet mit ihrem dichten Blattwerk starkem Wind eine große Angriffsfläche. Efeuumrankte Äste können daher bei Sturm schnell abbrechen.

Ebenso kann sich im Winter Schnee auf bewachsenen Ästen ansammeln. Vor allem bei Nass-Schnee besteht dann erhöhte Schneebruchgefahr.

Der Nutzen der Kletterpflanze für die Tierwelt

Bevor Sie Efeubewuchs in Ihrem Garten ausmerzen, sollten Sie den nützlichen Effekt dieser Pflanze für die Tierwelt bedenken:

Als einzige einheimische Pflanze bekommen ältere Efeugewächse im Herbst Blüten. Diese gelblich-grünen doldenartigen Blütenstände sind zwar unscheinbar, dienen aber vielen Insekten als Nahrungsquelle. In einer Jahreszeit, in der die meisten Pflanzen bereits verblüht sind, locken die Efeublüten Bienen, Hummeln, Wespen und Schmetterlinge an.

Zwischen Januar und April reifen dann die Früchte. An diesen blau-schwarzen beerenähnlichen Steinfrüchten bedienen sich im nahrungsarmen Winter gerne Vögel. Im Winter finden Vögel im dichten Blattwerk der Kletterpflanze außerdem gute Ruheplätze. Hier sind sie vor Kälte geschützt und können sich vor Katzen und Raubvögeln verbergen.

Efeubewuchs fachgerecht dezimieren

Generell überwiegen die Vorteile eines Efeubewuchses an Bäumen. Zudem belebt die Hedera helix das Landschaftsbild und gibt Gärten die Atmosphäre eines Zauberwaldes.

An Eichen und anderen größeren Bäumen können Sie die Kletterpflanze wachsen lassen. Wegen der erhöhten Wind- und Schneebruchgefahr durch Efeubewuchs müssen Sie allerdings bei Sturm und Schneefall in der Nähe der Bäume vorsichtig sein.

Da kleinere Baumarten wie Obstbäume durch ungehinderten Efeubewuchs ausdunkeln können, sollten Sie hier vorbeugen. Halten Sie im Garten bereits bei der Anpflanzung kleinwüchsiger junger Bäume mehrere Meter Abstand zu vorhandenem Efeu.

Wenn sich die Kletterpflanze bereits emporrankt, sollten Sie sie regelmäßig zurückschneiden. Tragen Sie dabei Handschuhe - Efeublätter können die Haut reizen.

Beauftragen Sie besser einen Fachmann, falls Ihnen der Efeu buchstäblich über den Kopf wächst. Beim Zurückschneiden der Pflanze im oberen Baumbereich können Sie schnell stürzen. Auch die komplette Entfernung der Kletterpflanze sollten Sie einem Gartenbaubetrieb überlassen. Die Haftwurzeln halten sehr hartnäckig und die Erdwurzeln älterer Pflanzen reichen tief in den Boden.

Kappen Sie zum Abtöten eines Efeus nicht den verholzten Stamm. Die Pflanze geht dadurch zwangsläufig ein. Abgestorbene Efeuranken stürzen allerdings irgendwann herab und können Äste mit herunterreißen. Das schadet dem Baum letztlich mehr als Efeubewuchs und gefährdet Sie selbst.

Der Efeu ist weder Vampir noch Würger. Allerdings dunkelt die Kletterpflanze kleinere Bäume aus und erhöht die Schnee- und Windbruchgefahr. Wägen Sie vor die Vor- und Nachteile ab und schneiden Sie das Gehölz fachgerecht zurück.

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