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Erkennen Katzen ihren Besitzer?

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Den scharfen Augen einer Katze entgeht kaum etwas, auch Herrchen und Frauchen nicht.
Den scharfen Augen einer Katze entgeht kaum etwas, auch Herrchen und Frauchen nicht.
Katzen sind die beliebtesten Haustiere in Deutschland. Ihre Besitzer schätzen die Eleganz der Bewegungen, die lebenslange Verspieltheit und vor allem die große Unabhängigkeit der Stubentiger. Mitunter taucht dabei die Frage auf, wie eng die Bande zwischen Tier und "Dosenöffner" wirklich sind. Weit verbreitet ist sogar die Behauptung, Katzen wären gar nicht fähig, ihren Besitzer zu erkennen.

Das Sozialleben von Katzen

Bis auf wenige Ausnahmen, darunter Rudel unter Löwen und Junggesellengruppen bei Geparden, leben die meisten Katzenarten den größten Teil ihres Lebens solitär. Allenfalls zur Paarung kommen sie zusammen. Auch die Vorfahrin der Hauskatze, die afrikanische Falbkatze, zählt zu den Einzelgängern.

  • Bedingt durch praktisch unbegrenztes Nahrungsangebot sind Hauskatzen jedoch nicht zwangsläufig strikte Einzelgänger, sondern bilden nach Möglichkeit soziale Gruppen. Ethologen bezeichnen dieses Verhalten als fakultativ sozial. Das ist auch der Grund, weshalb es überhaupt möglich ist, mehr als eine Katze in einem Haushalt halten zu können. Nähere Informationen darüber, wie Katzen soziale Beziehungen stärken und pflegen, hat der Autor für Sie in einem anderen Artikel zusammengetragen.
  • Logischerweise müssen sich Katzen bei solch intensiven Sozialbeziehungen untereinander erkennen können. Man spricht bei diesen Gruppen daher von individualisierten Verbänden (im Unterschied zu anonymen Verbänden wie Brutkolonien bei Vögeln oder Ameisenstaaten, wo nicht „jeder jeden kennt“).

Können Katzen ihren Besitzer erkennen?

Dass Katzen sich untereinander erkennen können, bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie auch Menschen erkennen können. Dass sie dazu aber sehr wohl in der Lage sind, sollen Ihnen ein paar Beispiele verdeutlichen:

  • Leben in einem Haushalt mehrere Personen, hat eine Katze meist eine bestimmte Bezugsperson, die sie „bevorzugt“. Sie kennen das vermutlich auch: Die Katze kommt problemlos zu Frauchen, lässt sich streicheln und schmust mit ihr, während der Ehegatte links liegen gelassen wird. Im Zuge der Gleichberechtigung unter Männern und Frauen sei Ihnen versichert, dass diese Situation natürlich auch genau umgekehrt verlaufen kann. In jedem Fall aber muss das Tier dazu die Menschen voneinander unterscheiden können.
  • Tierheimkatzen kommen aus den unterschiedlichsten Gründen ins Heim. Manche von ihnen stammten aus schlechten Haltungen. Wurde eine Katze beispielsweise von einem Mann misshandelt, so meidet sie meist aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen später Männer, insbesondere jene, die ihrem Peiniger ähnlich sehen.
  • Katzen, die oft von Kindern am Schwanz gezogen wurden, entwickeln im späteren Verlauf oft eine Aversion gegen Kinder. Sind Kinder zu Besuch, verkriechen sie sich dann meist.
  • Wenn Sie einmal über längere Zeit verreist sind (Wochenendausflüge oder Urlaubsreisen), bleibt die Katze in vielen Fällen in der Wohnung zurück, auch wenn es inzwischen für solche Fälle „Katzenpensionen“ gibt. Meist kümmern sich dann Freunde, Verwandte oder Nachbarn um das Tier. Dennoch reagieren Katzen auf diese „Ersatzpfleger“ eher reserviert. Umso größer dagegen ist die Freude, wenn Herrchen und/oder Frauchen wieder zurückkommen.

Welche Erkennungsmerkmale Katzen nutzen

Auch wenn Hauskatzen nicht wie Haushunde einen Rudelverband bilden, in dem im Idealfall übrigens der Mensch die dominante „Leitwolf“-Rolle übernimmt, so integrieren sie ihren Besitzer ebenfalls in ihren Sozialverband. Aber wie erkennen Sie Menschen?

  • Der Sehsinn der Katze ist prinzipiell um ein Vielfaches besser als der menschliche. Katzen können durch einen im Auge eingebauten „Restlichtverstärker“, das Tapetum lucidum, sogar in der Nacht viel besser sehen. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass Katzen sich und Menschen an individuellen Gesichtszügen erkennen können.
  • Auch das Gehör ist wesentlich empfindlicher als das eines Menschen. Katzen können dadurch einfache „Vokabeln“ verstehen, ein intensives Training vorausgesetzt. So hören die meisten Katzen auf „ihren“ Namen oder wissen, dass sie bei einem bestimmten „Nein!“ etwas falsch machen und damit aufhören sollten. Sie können anhand der Stimme aber nicht nur den Kontext verstehen, sondern auch ihren Besitzer erkennen. So wurde nachgewiesen, dass Katzen ihren Besitzer selbst mit einer Erkältung oder am Telefon, wenn die Stimme verändert klingt, identifizieren können.
  • Auch Rituale können dazu beitragen, dass Katzen ihren Besitzer erkennen. Das ist zum Beispiel über Fellpflege möglich oder über das Füttern. Katzen assoziieren „ihren“ Besitzer damit, dass sie gefüttert werden, quasi nach dem Motto: „Der versorgt mich, also gehört der zu mir“. Verstärkt wird dieses Zusammengehörigkeitsgefühl noch durch tägliche Gewohnheit, also in der Regel eine feste Fütterungszeit. Deutlich wird das, wenn Sie das Katzenfutter einmal vergessen haben sollten. Die Katze wird ihren Kostbeschaffer meist umgehend daran erinnern, selbst wenn dieser momentan lieber noch schlafen möchte.

Vielleicht am wichtigsten ist jedoch die oflaktorische Erkennung.

  • Katzenkinder kommen blind und taub auf die Welt. Ihre Mutter erkennen sie in den ersten Tagen ausschließlich an deren Geruch, der von Tier zu Tier unterschiedlich ausfällt. Auch jeder Mensch hat seinen eigenen Duftcocktail, anhand dessen die Katze ihn erkennen kann.
  • Über Duftstoffe wird das Revier markiert, im Fall von Hauskatzen ist das primär die Wohnung des Besitzers. Da ist es logisch, dass alles Fremde zunächst kritisch beschnuppert werden muss, auch unbekannte Personen.
  • Daneben werden auch Mitglieder einer Gruppe geruchlich markiert, sodass man sich untereinander eindeutig als zugehörig zum Verband ausweisen kann. Bei der Sozialpflege übertragen Katzen stets auch Geruchsstoffe auf ihre Artgenossen, etwa über spezielle Duftdrüsen im Kopfbereich.
  • Auch Menschen werden auf diese Weise markiert, zum Beispiel durch „Köpfchen geben“. Umgekehrt übertragen aber auch Sie Ihren Duft auf Ihre Katze, etwa wenn Sie sie gestreichelt haben.

Woher kommt dann der Mythos?

Sie sehen also, dass Katzen ihren Besitzer auf vielfältige Weise unterscheiden können. Woher kommt dann der Irrglaube, Katzen wären nicht in der Lage, „ihre“ Menschen zu erkennen?

  • Katzen domestizierten sich vor rund 4000 Jahren in Ägypten selbst. Sie nutzten die Nähe des Menschen schlicht als Vorteil aus, da sie in den Kornkammern stets gute Beute machen konnten.
  • Im Unterschied zum Hund haben sie sich stets eine gewisse Unabhängigkeit bewahrt. Sie sind nicht auf ein Leben im Rudel angewiesen und schon gar nicht auf den Menschen.
  • Während Hunde ein festes Rudelgefüge, soziale Bindungen und eine klare Befehlsstruktur benötigen, haben Katzen immer noch ihren eigenen Kopf. Wenn Sie einen Hund rufen, wird dieser auf Kommando zu Ihnen kommen, vorausgesetzt, der Hund hat gelernt, was ein bestimmtes Kommando bedeutet. Eine Katze kommt auf Ruf ebenfalls - oder eben nicht. Es hängt einfach damit zusammen, ob die Katze in diesem Augenblick zu Ihnen kommen will.
  • Vermutlich ist der Mythos deshalb daraus entstanden, dass Katzen eigenwilliger als Hunde und selbstständiger sind, was von einigen als „Ignoranz“ missinterpretiert wurde.
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