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Fingersatz am Klavier richtig wählen

Mit dem richtigen Fingersatz wird es harmonisch.
Mit dem richtigen Fingersatz wird es harmonisch.
Kennen Sie das: Gibt es innerhalb Ihrer Klavierstücke immer wieder Passagen, an denen Sie sich vertun, aus dem Takt geraten oder danebengreifen? Dies liegt meist am Fingersatz, vielleicht nutzen Sie ja einen nicht ganz passenden. Schauen Sie sich diese Passagen genau an, vielleicht gibt es bereits innerhalb der Noten Hinweise für den korrekten Fingersatz. Ansonsten können Sie sich diesen mit etwas Geduld auch erarbeiten.

Erste Grundübungen am Klavier

Das Gefühl für die Tasten und den richtigen Fingersatz muss Ihnen in Fleisch und Blut übergehen. Deshalb beginnen Sie mit dem Grundfingersatz für beide Hände. Jedem Finger wird eine Ziffer zugeordnet, der Daumen hat die Eins, der Zeigefinger die Zwei, der Mittelfinger die Drei, Ring- und kleiner Finger die Ziffern Vier und Fünf. Dies bezieht sich auf beide Hände.

  1. Beginnen Sie mit beiden Händen am eingestrichenen c (c') . Es befindet sich mittig auf der Tastatur, meist direkt über dem Schlüsselloch. Daher wird es häufig auch als "Schlüsselloch-C" bezeichnet. Die Daumen spielen das c'. In den Noten steht dann über der Note c' eine "1".
  2. Dann folgen die Finger nacheinander, Sie spielen von Finger 1 bis Finger 5. Mit der rechten Hand sind das die Töne c', d', e', f' und g'. Links absteigend c', h, a, g und f.
  3. Üben Sie diese natürliche Reihenfolge, bis Sie Ihnen leicht und wie selbstverständlich gelingt.
  4. Variieren Sie dann die Tonreihenfolge, spielen Sie mit der rechten Hand nacheinander c', e', d', f', e', g', g', e', f', d', e', c'. Die Zuordnung der Finger zu den Tönen bleibt unverändert. Mit der linken Hand sind das die Töne c', a, h, g,  a, f, f, a, g, h, a, c'.

Üben Sie die Tonleiter mit beiden Händen

  1. Üben Sie jetzt eine komplette Tonleiter, wobei das Über- bzw. Untersetzen der Finger ins Spiel kommt. Sie können nicht gut alle fünf Finger abspielen und dann wieder mit dem ersten Finger fortfahren. Bei der C-Dur-Tonleiter spielen Sie mit der rechten Hand die ersten drei Finger bis zum e', dann schieben Sie den Daumen unter Ihren Fingern hindurch. Setzen Sie diesen anstelle des vierten Fingers auf dem f' auf. Gleichzeitig verschieben Sie die Position Ihrer Hand ein kleines Stück nach rechts. Die übrigen Töne der Tonleiter spielen Sie nun mit den Fingern zwei bis fünf nacheinander ab.
  2. Beim Abwärtsspielen der Tonleiter spielen Sie erst alle fünf Finger. Sie beginnen beim kleinen Finger und spielen bis zum Daumen auf dem f'. Jetzt setzen Sie Ihren Mittelfinger über den Daumen auf das e', die beiden letzten Töne folgen mit dem Zeigefinger und dem Daumen.
  3. In der linken Hand spielt sich alles genau so ab, der Daumen greift unter die Finger, der Mittelfinger über den Daumen.

Sie sollten diese Übungen gut beherrschen, dann fällt es Ihnen leichter, einen passenden Fingersatz innerhalb eines Klavierstückes zu finden.

So finden Sie Ihren Fingersatz

  • Schauen Sie sich die Noten des Klavierstückes genau an. Bei Stücken für Anfänger ist häufig der Fingersatz schon komplett vorgegeben. Bei anderen Stücken steht nicht über jeder Note die entsprechende Zahl, die angibt, welchen Finger Sie benutzen sollen. Aber der Anfang und alle wichtigen oder fraglichen Stellen sind meist mit einer Zahl versehen. Beachten Sie diese Vorgaben, dann reihen sich die übrigen Finger meist automatisch richtig an.
  • Bei schwereren Stücken finden Sie auch immer wieder solche Hilfestellungen, allerdings beschränken diese sich auf die wirklich komplizierten Stellen der Komposition. Dies hängt aber auch von der Edition ab, nach welcher Sie spielen. In vielen wird auf eine Fingersatzangabe ganz verzichtet.

Tipps für das eigenständige Finden

Es gibt einige Vorgaben, die das Finden des richtigen Fingersatzes erleichtern.

  • Spielen Sie immer so viele Finger nacheinander ab, wie es die Noten zulassen. Je weniger Sie über- oder untersetzen müssen, desto ruhiger ist Ihre Handführung.
  • Der kleine Finger eignet sich nicht gut zum Übersetzen, Sie müssen den Handrücken sehr stark aufwölben, der Fluss der Bewegung wird gehemmt.
  • In der Regel setzen der Mittel- und Ringfinger über, der Daumen stets unter.
  • Der kleine Finger spielt im Fluss nur selten schwarze Tasten, da er sehr kurz ist und dies für die Hand sehr anstrengend wäre. Die gesamte Handstellung müsste sich verschieben.
  • Bei Akkorden, deren höchster Ton eine schwarze Taste ist, wird hingegen der kleine Finger auch häufig diese schwarzen Tasten spielen. Dies hängt vom Aufbau der Akkorde ab.
  • Schwarze und weiße Tasten werden nicht von benachbarten Fingern gespielt. Besser ist es hier, mit dem Daumen jeweils unterzugreifen. Ansonsten würden Sie die weißen Tasten anatomisch bedingt zu weit am Tastenhals anschlagen, wodurch sich der Klang in seiner Intensität verfälscht. Eine chromatische Tonleiter beispielsweise spielen Sie nur mit den Fingern eins, zwei und drei. Der Mittelfinger schlägt immer die schwarze Taste an, der Daumen jeweils die weiße Taste direkt darüber oder darunter. Eine Ausnahme bilden dieTasten fis/ges und cis/des, hier setzen Sie den Zeigefinger ein, weil zwischen den beiden schwarzen Tasten auch zwei weiße Tasten liegen.

Nehmen Sie sich Zeit für den Fingersatz

Der Fingersatz ist wichtig, um ein Klavierstück fließend spielen zu können. Wenn Sie zu häufig ungeschickt übersetzen, ist das deutlich hörbar. Haben Sie eine Stelle, bei der Sie immer wieder ins Stocken geraten, sollten Sie sich viel Zeit nehmen, um den für Sie passenden Fingersatz zu finden.

  • Probieren Sie verschiedene Varianten aus und wägen ab, welche Ihnen angenehm vorkommt.
  • Zählen Sie dabei auch die Anzahl der Noten ab, die  beispielsweise innerhalb eines Bindebogens verbunden werden müssen. Entsprechend häufig müssen Sie über- oder untersetzen.
  • Achten Sie auf einen sauberen Anschlag der Tasten. Gelingt Ihnen dieser nicht, ist vielleicht ein anderer Fingersatz besser geeignet.
  • Üben Sie das Stück mit dem gewählten Fingersatz erst langsam, steigern dann Tempo und Lautstärke nach den Vorgaben. Fühlen Sie sich sicher innerhalb des Stückes? Dies ist ein Indiz für einen passenden Fingersatz.
  • Es gibt viele Arten von Verzierungen wie Praller oder mehrfache Triller. Hier müssen Sie sich einen für Sie am besten geeigneten Findersatz erarbeiten, damit Ihnen die Verzierungen gleichmäßig und mühelos gelingen.

Nicht jeder Pianist nutzt den gleichen Fingersatz, hier gibt es große Unterschiede, abhängig von den Fertigkeiten der Person. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie einen ganz anderen Fingersatz nutzen als andere Pianisten.

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