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Französische Chanson-Sänger - eine kurze Einführung

Immer wieder treten neue, junge Chanson-Sänger auf!
Immer wieder treten neue, junge Chanson-Sänger auf! © Andreas_Pimperl / Pixelio
Haben Sie gerade ein hochinteressantes Lied gehört, von dem Sie nicht mehr erfahren konnten, als dass es von einem französischen Chanson-Sänger sei? Vermutlich werden Sie dann neugierig sein, mehr über die Welt der französischen Chansons zu erfahren.

Diese Musikwelt erschließt sich durch ihre Geschichte und dadurch, dass Sie sich von den wichtigsten französischen Chanson-Sängern mit Ihren eigenen Ohren einen Eindruck machen:

Das Besondere, das einen Chanson zu einem Chanson macht

  • Ein Chanson ist zunächst einmal einfach ein Lied, wie auch das Wort “Chanson” einfach nur das französische Wort für ein “Lied” ist. Und doch hat der Begriff Chanson international eine Bedeutung, die über den Inhalt des Wortes “Lied” hinausgeht:
  • Zunächst handelte es sich um ein musikalisches Genre, das Lieder entwickelt und interpretiert und im französischen Kulturkreis seine Ursprünge hat. Kennzeichnend ist eine durch ein Instrument gespielte Melodie, zu der ein Sänger oder eine Sängerin einen sinnvollen Text singt.
  • Die Ursprünge dieser eigenen französischen Musikform gehen bis auf die mittelalterliche höfische Lieddarstellung durch den Troubadour zurück, neben der schon früher eine volkstümliche Liedtradition stand, die sich mit einer ausdrücklichen Konzentration auf den Inhalt des Textes und der Trennung von Textschreiber und Musikersteller vom Interpreten deutlich zu den französischen und auch anderen europäischen Formen des Schlagers abgrenzt.
  • Im Laufe der neueren Geschichte wurde auf der einen Seite die Arbeitsaufteilung zwischen Interpret, Texter und Komponist immer stärker betont, auf der anderen Seite nahm das Genre auch Einflüsse anderer zeitgenössischer Musikentwicklungen auf, ob Jazz, Hip-Hop oder elektronischer Musik.
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  • Während des 20. Jahrhunderts vollendete sich diese Entwicklung, indem ein Chanson heute auch definiert werden darf als die spezifisch französische Version der internationalen Populärmusik. Der stilistisch nicht festzulegen ist, rein äußerlich betrachtet kann er heute als Tango oder als Marsch, als Blues, Rock-Ballade oder Musette auftreten.

Die wichtigsten französischen Chanson-Sänger im Überblick

  • Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verloren die französischen Theater nach und nach ihr Alleinstellung als Amüsierbetriebe, besonders in Paris entstanden zahlreiche Varietés und Cafés chantants, in denen das vorwiegend kleinbürgerliche Publikum durch Gesangsdarbietungen unterhalten wurde.
  • Dort traten die ersten Chanson-Sänger auf, die als Personen einzeln wahrgenommen wurden. Der erste berühmte Sänger war Aristide Bruant, der zuerst im berühmtesten Montmartre-Café Chat Noir auftrat und 1885 seinen eigenen Klub am Montmartre eröffnete. Andere Berühmtheiten dieser Frühzeit der Chanson-Interpreten waren Yvette Guilbert, um die Jahrhundertwende kam das vom literarischen Realismus beeinflusste Chanson réaliste auf, durch das zwei Chansonsängerinnen mit den Künstlernamen Damia und Fréhel zu Stars wurden, bekannt waren auch Marie Dubas, Berthe Sylva und Eugénie Buffet.
  • Andere, liedhaftere Interpretationen machten die Sänger Théodore Botrel, Eric Satie und Andrée Turcy zu Beginn der 1920er Jahre bekannt. Durch den aufkommenden Jazz beeinflusste Kompositionen machten Interpreten wie Charles Trenet, Jean Sablon, Mistinguett, Tino Rossi und Maurice Chevalier während des nächsten Jahrzehnts berühmt. Sie bekamen wiederum Konkurrenz durch Josephine Baker, die 1927 nach Frankreich gekommen war, und vor allem durch Édith Piaf, die bis in die 1950er Jahre der überragende Chansonstar blieb. Sie förderte die Karrieren junger Talente, so bekamen Sänger wie Yves Montand, Georges Moustaki und Gilbert Bécaud ihre ersten Chancen.
  • Das Nachkriegschanson holte sich seine Inspirationen auch in der Philosophie des Existenzialismus bzw. überhaupt in Politik und Zeitgeschehen und brachte so Sänger wie Boris Vian, Juliette Gréco, Georges Brassens und Jacques Brel hervor. Andere orientierten sich mehr an amerikanischen Unterhaltungskünstlern (Dean Martin, Frank Sinatra), wie Charles Aznavour, Barbara, Dalida, Leo Ferré, Henri Salvador, Marcel Mouloudji und Brigitte Fontaine.
  • Zwischen ca. 1960 und ca. 1990 erlebte das Genre eine ausgesprochene stilistische Vielfalt, in dieser Zeit wurden die Interpreten Michel Polnareff, Jacques Dutronc, Julien Clerc, Joe Dassin, France Gall, Françoise Hardy, Michel Sardou, Sylvie Vartan, Serge Gainsbourg, Salvatore Adamo und Mireille Mathieu bekannt. Die eine Brücke bis zu Patricia Kaas schlagen, die sich ebenfalls am klassischen französischen Chanson orientiert.
  • Seit dieser Zeit gibt es auch gelegentlich einen Streit darüber, ob es sich bei einem Titel um ein Chanson oder um einen Schlager handelt. Das Chanson wird in Frankreich gepflegt und soll ausdrücklich mit dem Begriff “Nouvelle Chanson” am Leben erhalten werden.

Wenn Sie gerade frisch Ihre Leidenschaft für die Chansons entdeckt haben und mit Ihren Freunden diskutieren, wie denn ein Chanson zu definieren sei, können Sie einfach eine Definition sinngemäß wiederholen, die etwa 100 Jahre alt ist: Ein Chanson darf alles sein, chauvinistisch oder idealistisch, ironisch oder lyrisch, politisch oder unengagiert, realistisch oder skandalös, zart oder zynisch, nur langweilig, das darf er nicht sein!

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