Ein komparativer Vorteil bildet die Grundlage jedes Tauschhandels, allgemein jeden Handels. Damit soll verdeutlicht werden, dass sich ein Handel immer dann lohnt, wenn die Kostenstrukturen zweier Vertragspartner unterschiedlich sind.
Absolute und komparative Kostenvorteile
Von den im Laufe der Zeit aufkommenden Außenhandelstheorien findet sich lediglich die Theorie der komparativen Kosten in den Lehrbüchern wieder.
- Vereinfacht besagt diese Theorie, dass zwei Länder selbst dann miteinander Handel treiben, wenn eines der Länder bei sämtlichen gehandelten Gütern unproduktiver ist. Der Handel würde sich auch dann rechnen, wenn das eine Land bei allen produzierten Gütern Kostennachteile zu verzeichnen hat. Die praktische Relevanz ist gering, da normalerweise dort Güter gehandelt werden, wo ein absoluter Kostenvorteil besteht.
- Verantwortlich für die Theorie der komparativen Kostenvorteile ist der Ökonom David Ricardo (1817 / 1821). Im Prinzip handelt es sich um eine Erweiterung der Theorie des absoluten Kostenvorteils. Diese Theorie wiederum wurde vom Ökonomen Adam Smith bereits um 1776 entwickelt.
Smith vertritt die Meinung, jedes Land sollte sich auf die Produktion von Gütern konzentrieren, bei denen es einen absoluten Kostenvorteil verzeichnet. Liegen diese Vorteile vor, werden Nationen miteinander Handel zum gegenseitigen Vorteil treiben. Vereinfacht heißt das allerdings: Jedes Land produziert nur diese Güter, die es im Vergleich mit der ausländischen Konkurrenz günstiger herstellen kann. Denn nur so kann und wird es am Handel teilnehmen.
Wenn zwei Staaten Dienstleistungen oder Waren austauschen, dann wird das als Außenhandel …
Praktische Bedeutung der Theorie
Die Bedeutung dieses Phänomens wird in der Volkswirtschaftslehre und in der Praxis unterschiedlich bewertet. Nur ein Teil des internationalen Handels lässt sich durch komparative Kostenvorteile erklären. Er findet vor allem statt, entweder weil sich Länder auf bestimmte Güter spezialisieren oder weil die Natur dies erfordert (Nahrungsmittel).
- Viele Vorteile lassen sich in erster Linie dank einer Spezialisierung generieren. Deutschland ist spezialisiert auf den Fahrzeug- und Maschinenbau, Korea auf die Produktion von Smartphones, Japan ist führend im Bereich Unterhaltungselektronik. Es wird an Produktionsstandorten in aller Welt gefertigt. Außerdem gibt es natürliche Vorteile zu berücksichtigen. Bananen, Orangen oder Kiwis werden von Ländern nachgefragt, deren natürliche Bedingungen den Anbau nicht zulassen. Umgekehrt spezialisieren sich die Länder auf den Anbau und den Export von Nahrungsmitteln.
- Dabei sind Länder oftmals führend in bestimmten Bereichen. Alleinproduzenten sind sie nicht. Letztlich ist die Spezialisierung nur insoweit realisierbar, wie die notwendigen Mengen an Gütern auch produziert werden.
- Betrachtet man die in diesem Zusammenhang häufig genannten Entwicklungsländer, so haben sie eigentlich keine Wahlmöglichkeit auf Spezialisierung. Denn die Frage hierbei ist nicht, ob der Gewinn aus dem Bananenhandel für den Kauf von mehr Maschinen genutzt werden soll oder ob diese direkt im Land produziert werden.
- Meist ist die Situation so, dass die Produktion von Maschinen in Eigenregie nicht möglich ist. Im Endeffekt heißt das für die meisten Entwicklungsländer, Spezialisierung in der Theorie ja; in der Praxis jedoch nein.
Die Theorie der komparativen Kostenvorteile bleibt nach Meinung einiger Ökonomen in der Praxis einen Beweis meist schuldig. Oftmals diene sie ideologischen Zwecken. Beispielsweise würde suggeriert, dass Entwicklungsländer aus dem Handel Vorteile erlangen. Profite ließen sich allerdings nur dann erzielen, wenn Zölle auf Kaffee, Zucker oder Kakao fallen würden.
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