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Kulturepochen in Europa im Überblick

Der Barock zeichnet sich durch prachtvolle Herrenhäuser und Kirchen aus.
Der Barock zeichnet sich durch prachtvolle Herrenhäuser und Kirchen aus.
Antike, Mittelalter, Neuzeit - so wird die Geschichte Europas grob eingeteilt. Kulturell kann aber eine differenziertere Einteilung vorgenommen werden. Kulturepochen wie die Renaissance prägten das Europa, wie es heute erscheint.

Vom Homer der Antike bis zum Buchdruck

Das Mittelalter kennen Sie vielleicht als dunkelste Epoche Europas. Die Forscher sind sich nicht ganz einig, wann es beginnt und wann es aufhört. Einer verbreiteten Einteilung folgend, sei das Ende des Mittelalters hier mit der Reformation zu Beginn des 16. Jahrhunderts gesetzt. Die Zeit Europas von der Antike bis 1500 lässt sich in verschiedene Kulturepochen einteilen:

  • Die klassische Antike beginnt in Europa im 8. Jahrhundert vor Christus. In diese Zeit fällt der griechische Schreiber Homer, dessen Epen Ilias und Odyssee bis heute zur klassischen Bildung gehören. Die ersten belegten Olympischen Spiele fallen in das frühe 8. Jahrhundert. Man unterscheidet kulturell zwischen der griechischen und der römischen Antike. Die griechische Antike zeichnet sich durch die ersten Demokratien Europas aus - verwirklicht in der griechischen Polis, dem Stadtstaat. Stellen Sie sich darunter aber keine Demokratie im heutigen Sinne vor, da Frauen, Sklaven und Arme keinerlei Mitspracherecht hatten. Die griechische Antike brachte der Menschheit große wissenschaftliche Erkenntnisse. Mathematiker wie Euklid und Pythagoras sowie Philosophen wie Aristoteles und Platon gehören zur geistigen Elite dieser Kulturepoche - den Satz des Pythagoras kennen Sie aus Ihrer Schulzeit.
  • Das Römische Reich etablierte sich im 5. Jahrhundert vor Christus, die Staatsform war die einer Republik. Die Republik wurde seit Cäsar in eine Monarchie mit Kaisertum umgeformt. Die Römer expandierten bis weit in den Norden Europas und brachten mit ihren Schwertern ihre Kultur bis auf die britischen Inseln. So wurde die kulturelle Entwicklung der "Barbaren" Europas maßgeblich von den Römern beeinflusst. Die römische Antike brachte Philosophen wie Seneca oder Marc Aurel hervor und berühmte Staatsmänner wie Cicero oder Nero. Wenn Sie Latein in der Schule hatten dürften Sie viele von ihnen auszugsweise gelesen haben.
  • Die Antike geht in die Spätantike über. Die Spätantike war eine Zeit des Umbruchs und der Neuordnung Europas. Ihr Beginn wird meist mit dem späten 3. Jahrhundert nach Christus datiert. In die Spätantike fällt die Einbindung germanischer Heerführer in römische Dienste und damit ein weiterer kultureller Austausch. Der Hunnensturm löste 375 die Völkerwanderungszeit aus. Germanische Stämme zogen kreuz und quer durch Europa, errichteten Königreiche und drangen auch nach Italien vor. Das Römische Reich zerfällt 395 in das West- und das Oströmische Reich. Das Weströmische Reich überdauerte das 5. Jahrhundert nicht, während das Oströmische Reich erst 1453 unter dem Ansturm der Osmanen zusammenbricht.
  • Die Spätantike bildet den Übergang zwischen der Antike und dem Mittelalter. Das Mittelalter beginnt im 6. Jahrhundert. Die Kirche und das Papsttum bilden einen entscheidenden Faktor für Gesellschaft und Politik. Das mittelalterliche Europa und seine Kultur waren christlich geprägt. Der Feudalismus, die Verpachtung von Land durch den Feudalherrn, ist die Gesellschaftsform des Mittelalters. Sie kennen sicher einige berühmte Herrscher des Mittelalters wie Karl den Großen oder Friedrich Barbarossa. Das Hochmittelalter brachte literarische Größen wie Wolfram von Eschenbach und Chrétien des Troyes hervor und Literaturgattungen wie den Minnesang und den höfischen Roman. Gegen Ende des Mittelalters brachte die Erfindung des Buchdrucks einen Durchbruch für die Verbreitung von Literatur mit sich.

Kulturepochen von Leonardo da Vinci bis heute

Mit dem Ende des Mittelalters beginnt die Neuzeit. Den Übergang stellt die Kulturepoche der Renaissance dar.

  • Das 15. und 16. Jahrhundert bezeichnen die Epoche der Renaissance. Die geistige Strömung war bestimmt durch das Bestreben, die als hell und strahlend empfundene Antike nach dem "dunklen Mittelalter" wieder aufleben zu lassen. Die antiken Autoren wurden neu entdeckt und die antiken Staatsformen studiert. Der Humanismus verbreitete sich von Italien aus über Europa. Für die Humanisten war eine umfassende Bildung die Voraussetzung dafür, dass die Menschheit ihr volles Potenzial ausschöpfen kann. In Italien entwickelt sich eine großartige Malerei, die Maler wie Botticelli, Leonardo da Vinci, Michelangelo und Raffael hervorbrachte, deren Werke Sie heute in den großen Kunstmuseen bewundern können. Als deutscher Künstler ist Albrecht Dürer zu nennen.
  • An die Renaissance schließt die Kulturepoche des Barock an. Das Zeitalter des Barock reicht vom späten 16. bis zum späten 18. Jahrhundert. Auch der Barock hatte seinen Ursprung in Europa. Der Absolutismus als Staatsform mit einem Monarchen mit unbeschränkter Macht an der Spitze war die Staatsform des Barock. Die Epoche war außerdem geprägt von der Gegenreformation, einem Versuch der katholischen Kirche, die Reformation des Martin Luther zurückzudrängen. Beide - Kirche sowie Monarch und Fürsten - bedienten sich der Architektur, um ihre Macht zur Schau zu stellen. Die Architektur ist gekennzeichnet von üppigen Prachtbauten mit aufwendigen Festsälen und prunkvollen katholischen Kirchen. Die Künstler des Barock waren an der Ausgestaltung der Bauten beteiligt. Berühmte Barockkünstler waren zum Beispiel die Maler Rubens und Rembrandt und der Architekt Bernini.
  • Die Spätphase des Barock wird auch als Rokoko bezeichnet. Oft gilt das Rokoko auch als eigene Epoche. Kennzeichnend für das Rokoko ist die Asymmetrie, die sich durch die gesamte Kunst zieht. Das Rokoko treibt den Prunk des Barock noch einmal auf die Spitze, wie Sie an goldverzierten Rokokobauten sehen können.
  • An das Rokoko schließt sich 1770 die Kulturepoche des Klassizismus an. Er reicht bis etwa 1840. Er stellt einen Gegenentwurf zum reich verzierten Kunstverständnis des Barock dar. Klare Formen in Anlehnung an antike Vorbilder waren sein Kennzeichen. So finden Sie klassizistische Bauten, die an griechische Tempelanlagen erinnern, und klassizistische Marmorstatuen nach griechischem Vorbild.
  • In diese Zeit des Rokoko fällt auch die Romantik, die 1795 in Literatur, bildender Kunst und Musik begann. Die Romantik reichte in der Literatur bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Für die Musik und bildende Kunst dauerte sie noch länger an. Die Romantik war geprägt von einer Abkehr der Antike. Die Romantiker wendeten sich eigenen Themen und Formen zu, die sich auch aus der Mythologie speisen. Die Gefühlswelt des Individuums, vor allem seine Sehnsüchte und Leidenschaften, war den Romantikern wichtig. Berühmte Schriftsteller der Romantik waren Novalis, E.T.A. Hoffmann und Joseph von Eichendorff.
  • Der Klassizismus wurde vom Historismus abgelöst - vor allem in der Architektur. Der Historismus bezieht sich nicht nur auf die Antike, sondern lässt verschiedene Architekturstile der Vergangenheit, darunter romanische und gotische Stile, wiederaufleben. Der Historismus reicht bis zum ersten Weltkrieg. Parallel zum Historismus in der Architektur lebte in der bildenden Kunst der Jugendstil auf.
  • Als letzte Epoche sei die klassische Moderne genannt, die sich vor allem in der Architektur zeigt. Minimalismus und Funktionalität waren die Leitlinien der Architektur. Verzierungen und Ornamentik wurden abgelehnt. Künstlerische Strömungen innerhalb der klassischen Moderne waren unter anderem Expressionismus, Bauhaus und Nachkriegsmoderne.

Die Kulturepochen Europas sind geprägt von einem Wechsel von Rückbesinnung auf Früheres und Bruch mit der vorangegangenen Epoche. So finden Sie in der Kunst der letzten zweieinhalbtausend Jahre einen ständigen Wechsel von künstlerischen Idealen und Bestrebungen, die die Kultur geprägt haben.

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