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Merkmale des Impressionismus in der Literatur einfach erklärt

Impressionismus in der Malerei leichter zu erkennen als in der Literatur
Impressionismus in der Malerei leichter zu erkennen als in der Literatur
Die klassischen Merkmale des Impressionismus in der Literatur zu erkennen, ist gar nicht so einfach. Mit einigen Eselsbrücken können Sie die Zeichen aber schnell ausmachen und sich dann an die Analyse der literarischen Werke dieser Zeit heranwagen.

Die Merkmale des Impressionismus

Sie wissen vermutlich, dass sich der Begriff "Impressionismus" vom Wort "Impression" herleitet, welches schlicht "Eindruck" bedeutet. Am einfachsten lassen sich die Merkmale der Kunstrichtung "Impressionismus" in der Malerei erklären. Dort beginnt die Epoche etwa 1870 und dauert bis ungefähr 1920.

  • Dargestellt wird jeweils eine Momentaufnahme, wie bei allen Bildern. Doch im Gegensatz zu anderen Epochen erzählt der Impressionismus keine Geschichte, geht nicht in die Tiefe, sondern bleibt oberflächlich.
  • Die Künstler versuchen mit ihren jeweiligen Mitteln einen Moment einzufangen, ohne ihn zu bewerten oder zu analysieren.
  • Es geht um das Hier und Jetzt. Weder die Vergangenheit noch die Zukunft sind für das Werk von Bedeutung.
  • In der Malerei zeigen sich diese Dinge durch die flüchtige Pinselführung. Linien werden nicht durchgezogen, sondern nur angedeutet. Das Bild setzt sich für den Betrachter erst mit etwas Abstand zu einem Gesamteindruck zusammen.
  • Und genau um diesen Gesamteindruck, der sehr individuell ist, geht es - auch in der Literatur dieser Epoche.

Die Analyse der Literatur aus dem Impressionismus

Sie sollten die Literatur aus der Epoche des Impressionismus vielleicht nicht gleich analysieren, sondern erst einmal einfach nur beschreiben. Es geht bei den Merkmalen nicht nur um den jeweiligen Eindruck des Künstlers, sondern auch um Ihre Impressionen beim Lesen oder Betrachten.

  • Wenn Sie auffällige Merkmale suchen, die auf einen impressionistischen Text hindeuten könnten, dann achten Sie auf flüchtige, etwas verschwommene Beschreibungen von Situationen, Gefühlen und Eindrücken.
  • Der Autor will Ihnen als Leser keine Idee vermitteln und keine Meinung aufdrängen; er analysiert und bewertet nicht und hält seine Meinung und selbst seine Gefühle, wenigstens zunächst, zurück.
  • Der Text scheint eher wie ein Fragment zu sein, es gibt keine in sich geschlossenen Handlungsabläufe, es gibt im Grunde genommen keine Geschichte - jedenfalls keine, die Ihnen als Leser gleich offensichtlich wäre.
  • Es gibt generell wenig Handlung, wodurch Sie in den Texten mehr Substantive und bescheibende Adjektive finden als Verben und Adverbien.
  • Die Beschreibung der Eindrücke wird Ihnen abgehackt erscheinen, ein Zusammenhang ergibt sich für den Leser entweder kaum oder erst ganz am Ende der Geschichte, wenn er über das Gelesene reflektiert. Dies ist ganz ähnlich wie bei der Bildbetrachtung eines impressionistischen Gemäldes: Sie benötigen den Abstand, um das Gesehene oder Gelesene zu verstehen und die Details zu erkennen.
  • Ein Textbeispiel wäre die Prosaskizze "Vision" von Thomas Mann. Sie ist eines seiner Frühwerke, wurde von ihm 1893 verfasst und ist geprägt von impressionistischen Merkmalen - und auch wenn der beschriebene Augenblick in der Vergangenheit liegt und es um eine Erinnerung geht - wichtig ist jener Moment.
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