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Pazifist sein - naiv?

Hinter diesem weltweit bekannten Symbol verbirgt sich die Botschaft: Frieden!
Hinter diesem weltweit bekannten Symbol verbirgt sich die Botschaft: Frieden!
Ein Pazifist ist jemand, der Krieg und den Einsatz von Waffen prinzipiell ablehnt. Stattdessen engagiert er sich für ein friedliches, gewaltloses Zusammenleben der Menschen. Zu den bekanntesten Pazifisten gehören Martin Luther King, Mutter Teresa und John Lennon.

Pazifist - Bedeutung und Herkunft des Begriffs

  • Ein Pazifist lehnt jegliche Art von Krieg und Gewalt entschieden ab. Stattdessen setzt er sich dafür ein, dass alle Menschen in Frieden zusammenleben. Manche Pazifisten gehen mit ihrer Einstellung an die Öffentlichkeit, indem sie nachdrücklich den Verzicht auf Waffen fordern. Andere drücken ihren Hang zum Pazifismus allein durch ihr eigenes Verhalten aus, um anderen als Vorbild zu dienen.
  • Die Begriffe "Pazifist" und "Pazifismus" stammen von dem lateinischen Wort "pax" ab, das "Frieden" bedeutet. In einem international bekannten Kanon heißt es "Dona nobis pacem". Diese lateinischen Worte für die Bitte "Gib uns Frieden" sind ein zentraler Bestandteil der Messliturgie und gleichzeitig ein Gebet. Sie tauchen am Schluss der Messe nach dem "Agnus Dei" auf. Hier heißt es: "Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, gib uns deinen Frieden".
  • Viele europäische Sprachen, die dem Lateinischen ähneln, haben verwandte Ausdrücke für das Wort "Frieden". Im Französischen heißt es "paix", im Italienischen "pace", im Spanischen "paz", und im Englischen "peace". So sind auch die Begriffe "Pazifist" und "Pazifismus" international bekannt.

Pazifisten aus aller Welt

Berühmte Pazifisten kennen Sie aus den verschiedensten Bereichen des Alltags. Manche von ihnen sind Schriftsteller, andere Sänger, Philosophen oder Wissenschaftler.

  • Einer der berühmtesten Pazifisten unter den Musikern war John Lennon (1940-1980). In zahlreichen Liedern hat er sich für eine Gesellschaft eingesetzt, in der Frieden und Liebe statt Gewalt und Hass regieren. Zu seinen bekanntesten Friedenshymnen gehören "Give peace a chance", "Happy christmas (war is over)" und "Imagine".
  • Die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren (1907-2002) hat ihre pazifistische Haltung in ihren Kinderbüchern verewigt. Freundschaft, Respekt und Toleranz sind Themen, die in ihren Geschichten immer wieder auftauchen. In dem Roman "Ronja, die Räubertochter" zum Beispiel sind es die Kinder, die ihren verfeindeten Eltern die Sinnlosigkeit ihrer ewigen Rivalität deutlich machen. Durch ihr eigenes Verhalten zeigen sie den Erwachsenen, wie wichtig Freundschaft und Zusammenhalt sind. Für ihre Verdienste auf diesem Gebiet erhielt Astrid Lindgren 1978 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
  • Ein weiterer berühmter Pazifist und Menschenrechtsaktivist, der 1964 den Friedensnobelpreis erhielt, ist Martin Luther King (1929-1968). Unvergessen bleiben die Worte, mit denen er seine glühende Rede von 1968 gegen Gewalt, Hass und Rassismus beginnt: "I have a dream ..." In dieser Rede spricht er von seinem Wunsch und seiner Hoffnung auf eine Welt ohne Unterdrückung und Vorurteile.
  • Auch Mutter Teresa (1910-1997) erhielt 1979 den Friedensnobelpreis. Als Ordensschwester und Missionarin widmete sie ihr gesamtes Leben den Bedürftigen, Kranken und Armen in Kalkutta. Ihr gelebter Pazifismus zeigt sich in ihrer beständigen Aufopferung für die Schwächsten der Gesellschaft.
  • Einen eher radikalen politischen Pazifismus vertrat der Schriftsteller Kurt Tucholsky (1890-1935). Um seine politischen Ziele zu verwirklichen, trat er in die Deutsche Friedensgesellschaft ein. Sie wurde 1892, noch vor dem Ersten Weltkrieg, gegründet und 1974 um den Untertitel "Vereinigte Kriegsgegnerinnen" erweitert. Auf dem Logo der Gesellschaft sind zwei Arme zu sehen, die ein Gewehr in der Mitte entzweibrechen. Darunter prangt der Slogan "Frieden schaffen ohne Waffen".
  • Kurt Tucholsky hat sich besonders in publizistischer Weise vehement für Abrüstung eingesetzt. Berühmt geworden ist seine Aussage "Soldaten sind Mörder!", die in einer 1931 veröffentlichten Glosse namens "Der bewachte Kriegsschauplatz" erschien.

Pazifismus im Alltag

  • Pazifist zu sein, heißt nicht nur, sich gegen Waffen und Gewalt auszusprechen, sondern Gewalt nach Möglichkeit verhindern zu wollen. Um dies im Alltag zu demonstrieren, brauchen Sie jedoch weder publizistisch noch politisch oder literarisch aktiv zu werden. Oft sind es schon kleinere Streitereien und Kämpfe unter den Mitmenschen, die durch Zivilcourage gestoppt werden können. Der oberste Grundsatz lautet hier: Nicht wegschauen, sondern handeln.
  • Natürlich erfordert eine solche Aktion meist Überwindung und Mut. Man muss sich jedoch nicht immer selbst zwischen die Fronten stellen, falls es zu gefährlich scheint. Auch mit einem Anruf bei der Polizei oder der Mobilisierung weiterer Personen kann die schlimmste Gewalt verhindert werden.
  • Auch wenn der Pazifismus in erster Linie den Einsatz von Waffen ablehnt, richtet sich diese Haltung ebenso gegen Gewalt im Allgemeinen. Oft sind bewaffnete Angriffe die Folge von verbalen Attacken, die anfangs harmlos scheinen und dann eskalieren. Als Pazifist können Sie versuchen, solche verbalen Attacken zu erkennen und nach Möglichkeit im Keim zu ersticken, bevor sie im Einsatz von Waffen ausarten.
  • In harmloseren Alltagssituationen kann Pazifismus bedeuten, jederzeit einen kühlen Kopf zu bewahren. Einen Streit können Sie manchmal schon dadurch vermeiden, dass Sie nicht um jeden Preis Recht behalten wollen. Sobald Sie spüren, dass Ihr Gegenüber angriffslustig wird oder aus der Haut fahren könnte, lenken Sie lieber rechtzeitig ein. Denken Sie hierbei einfach an das Sprichwort: „Der Klügere gibt nach!“

Ein Konflikt, sei es in der Beziehung, im Berufsleben oder unter Freunden, lässt sich nicht immer vermeiden. Mit der richtigen Formulierung können Meinungsverschiedenheiten jedoch letztlich auch etwas Positives sein. Durch sachliche Argumente, Kompromissbereitschaft und einen freundlichen Umgangston können Sie im günstigsten Fall die größte Wut im Keim ersticken.

Pazifismus und Kampfsport

Auf den ersten Blick wirkt es paradox, ausgerechnet Kampfsport und Pazifismus miteinander zu kombinieren. Schließt die Ablehnung von Waffengewalt eine Kampfsporttechnik nicht grundsätzlich aus?

  • So merkwürdig es scheint, lassen sich doch viele Kampfsportarten sehr gut mit einer pazifistischen Haltung in Einklang bringen. Der Schwerpunkt der meisten Kampfsportarten wie zum Beispiel dem japanischen Aikido liegt nicht im Angriff, sondern in der Verteidigung. Ein Angriff wird als Verletzung der erstrebten Harmonie angesehen. Um das Gleichgewicht wieder herzustellen, kann der Kampfsport zur Verteidigung genutzt werden.
  • Generell dienen sämtliche Kampfsportarten bzw. Kampfkünste nicht dem Krieg, sondern dem Frieden und dem friedlichen Zusammenleben. Eine pazifistische Grundhaltung kann im Kampfsport dazu führen, den Frieden zu wahren und zu erhalten. Besonders wichtig ist hier die richtige Einstellung. Ein Pazifist, bei dem der Kampfsport Gefühle von Machtausübung und den Wunsch nach Überlegenheit erzeugt, sollte seine eigene Einstellung noch einmal überdenken.
  • Im Optimalfall hilft der Kampfsport dabei, mit Ängsten und Aggressionen umzugehen. Statt sie in Gewalt gegen sich selbst oder andere ausarten zu lassen, kann man sie beim Kampfsport wunderbar abreagieren. Auf diese Weise führt der Kampfsport zu mehr innerer Ausgeglichenheit und Ruhe. Dies wiederum sorgt für einen freundlichen und friedlichen Umgang mit sich und anderen.

Angesichts der permanenten Gewalt und den zahlreichen Kriegen, die in unserem Umfeld ausgefochten werden, erscheint eine pazifistische Grundhaltung oft naiv. Die Hoffnung auf ein Zusammenleben in Frieden scheint immer utopischer zu werden. So klein das Pflänzchen der Hoffnung auch sein mag, so wichtig ist es, sich eine pazifistische Einstellung zu bewahren. Selbst wenn es für die ganze Welt niemals zu der ersehnten Wunschvorstellung kommen wird, kann jeder einzelne Pazifist dazu beitragen, dass sein eigenes Umfeld auf Gewalt jeglicher Art verzichtet.

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