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Tannöd - Charakterisierung

"Tannöd" spielt auf einem einsamen Bauernhof.
"Tannöd" spielt auf einem einsamen Bauernhof.
Mit ihrem Debütroman "Tannöd" landete die Autorin Andrea Maria Schenkel 2006 direkt einen Bestseller, der auch bald danach erfolgreich verfilmt wurde. Für die Charakterisierung des Werkes ist wichtig zu wissen, dass es auf einem wahren Kriminalfall beruht.

Der historische Hintergrund zu "Tannöd"

  • Andrea Maria Schenkels Kriminalroman wurde durch den sechsfachen Mord 1922 auf dem Einödbauernhof Hinterkaifeck inspiriert. Auf jenem Bauernhof in Oberbayern lebte damals die Familie Gruber - das ältere Ehepaar Andreas und Cäzilia, die 25-jährige verwitwete Tochter Viktoria und ihre beiden Kinder, die siebenjährige Cäzilia und der zweijährige Josef. Tags zuvor war zudem noch die neue Magd Maria Baumgartner eingetroffen.
  • Der Mord wurde nicht sofort entdeckt. Den Dorfbewohnern fiel auf, dass die Familie nicht wie üblich am Gottesdienst teilnahm und dass Cäzilia in der Schule fehlte. Wenige Tage nach der Tat in der Nacht zum 1. April wurden die Leichen aller sechs Hofbewohner aufgefunden - alle Opfer wurden mit einer Hacke erschlagen. Besonders beunruhigend war die Tatsache, dass der oder die Täter noch tagelang auf dem Hof geblieben sein müssen, da die Tiere versorgt wurden.
  • Trotz einiger Verdächtiger und möglicher Motive wurde die Tat nie aufgeklärt. Einige Monate nach dem Mord wurde der Bauernhof abgerissen. Bis heute wird über die Hintergründe der Tat gerätselt.

Charakterisierung von Werk und Figuren

  • Andrea Maria Schenkel verlegte die Handlung aus den zwanziger Jahren in die fünfziger Jahre. Bei "Tannöd" handelt es sich zudem um einen fiktiven Ort, der nichts mit dem real existierenden Tannöd gemeinsam hat. Darüber hinaus veränderte die Autorin die Namen der Personen und nannte die Familie "Danner".
  • Hermann Danner, das Oberhaupt der Familie, ist ein typischer Patriarch. Den Hof hat er einst von der Familie seiner Frau übernommen und führt dort ein strenges Regiment. Zudem missbraucht er seine Tochter Barbara seit ihrer frühesten Jugend und zeugte mit ihr auch Tochter Marianne. Obwohl seine Tochter Barbara mittlerweile eine erwachsene Frau ist, gelingt es ihr nicht, sich aus diesem Abhängigkeitsverhältnis zu lösen.
  • Barbara ist eine attraktive Frau, deren Mann im Ersten Weltkrieg starb. Mit ihrem herrschsüchtigen Vater verbindet sie eine Hassliebe, aus der sie sich nicht befreien kann. Auch das Verhältnis zu ihrer verhärmten Mutter ist schwierig, da diese den Missbrauch an der Tochter schon früh bemerkte, aber nicht eingriff. Die hübsche Barbara hat eine Affäre mit dem Nachbarbauern Georg, der offiziell auch als Vater des kleinen Josef gilt. Dennoch wird unter den Dorfbewohnern schon lange über das inzestuöse Verhältnis gemunkelt.   
  • Bei der Charakterisierung des Romans fällt der betont nüchterne Schreibstil auf. Der Ich-Erzähler benutzt vor allem kurze Sätze ohne Ausschmückungen, die teilweise schon abgehackt wirken. Dieser reduzierte Stil passt zur Charakterisierung des Settings - ein karger, abgelegener Bauernhof, harte Lebensbedingungen, der unromantische bäuerliche Alltag und die Spannungen innerhalb der Familie, die mehr und mehr zutage treten.
  • Die ganze Atmosphäre von "Tannöd" ist vorwiegend düster und pessimistisch. Andrea Maria Schenkel löst am Ende auf, wer für die Morde verantwortlich ist, allerdings ist es Spekulation, ob sich die Tat in Wirklichkeit so oder zumindest ähnlich abgespielt hat.
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