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Nostalgie pur - Kinderfernsehen aus der DDR

Spaß beim Kinderfernsehen ist nicht nur den Kleinen vorbehalten.
Spaß beim Kinderfernsehen ist nicht nur den Kleinen vorbehalten.
"Sandmann, lieber Sandmann, es ist noch nicht so weit..." - wenn Sie das aus dem Fernsehen kennen, ist noch nicht gesagt, dass Sie ein Kind der DDR sind. Das ostdeutsche Sandmännchen war auch im Westen bekannt und beliebt. Aber die Trickfilmserie "Wenn Jan und Tini reisen" und viele weitere Sendungen des Kinderfernsehens der DDR sind heute leider weitgehend unbekannt. Es gibt sehr schöne Sendungen - und wenn Sie Lust haben, können Sie zum Beispiel beim MDR und natürlich bei Videotheken noch fündig werden. Einige seien Ihnen hier ans Herz gelegt - ob als nostalgische Erinnerung oder als Ausflug in bisher unbekannte Fernsehwelten.

Fernsehen für Kinder in der DDR - kurz beleuchtet

  • Seit 1954 gab es in der DDR das "Kinderfernsehen". Eine extra dafür geschaffene Fernsehredaktion befasste sich mit Sendungen für die Altersgruppen für Kinder bis zu neun Jahren und für die etwas größeren im Alter zwischen zehn und 13 Jahren. Anfangs lief das Kinderprogramm nur an Sonntagen, aber es dauerte nicht lange, bis es an fünf Tagen pro Woche etwas für Kinder gab. Für die Größeren kam zum Beispiel samstags "Prof. Flimmrich"(später "Flimmerkiste" und "Flimmerstunde") - eine 90-minütige Sendung mit einer Rahmenhandlung, in die immer ein Spielfilm eingebettet war.
  • Eine der ersten beliebten Figuren des DDR-Fernsehens für die Kleinen war "Meister Nadelöhr", der sonntags seit 1956 in seiner Sendung für Kinder sang, kurze Geschichten und Märchen erzählte - später bekam die Sendung den Namen "Zu Besuch im Märchenland" und bildete den Rahmen für Pittiplatsch, Schnatterinchen & Co. Der kleine Kobold durfte seit 1962 sein Unwesen im DDR-Fernsehen treiben - allerdings gab es eine kurze Pause gleich zu Beginn: Er entsprach mit seinen frechen Sprüchen nicht ganz dem Vorhaben, die Kinder auch durch das Fernsehen sozialistisch zu prägen und ihnen entsprechendes moralisch-sittliches Denken und Verhalten zu vermitteln. Dank vieler Proteste durfte er bald wieder weitermachen, wurde allerdings fortan rigoros zensiert. Die ihm an die Seite gegebenen Figuren sorgten dafür, dass immer alles "gut" (im erzieherischen Sinn) ausging.
  • Das war ein ganz spezielles "Strickmuster" für typische DDR-Kinderproduktionen - die Hauptfiguren waren Kinder - real oder als Puppen - in denen sich die kleinen Zuschauer ganz direkt wiederfinden konnten mit all ihrer Neugier und ihrem Wissensdurst - oder aber Handlungsträger, die von Kindern in aller Regel gemocht werden. Abgesehen von den Märchenverfilmungen hatte fast jede Kindersendung mit dem realen Alltag zu tun. Selbst das Sandmännchen kam ab und zu mit dem Trabbi angefahren.
  • Es wäre aber falsch, wollte man das DDR-Kinderfernsehen auf eine politische Aufgabe reduzieren. Es wurde ideenreich, sehr fantasievoll und handwerklich hervorragend gearbeitet, was auch international Anerkennung fand und echte Maßstäbe setzte. Nicht umsonst war zum Beispiel das DDR-Sandmännchen auch im Westen weitaus beliebter als das eigene. Und es sind Serien- und Filmhighlights dabei, die im Gedächtnis geblieben sind und die wohl jeder in der DDR Aufgewachsene noch heute nicht ohne Nostalgiegefühle anschaut.

"Wenn Jan und Tini reisen"- Abenteuer in Serien

Die Serienfiguren lernten durch ihre Reisen, Begegnungen etc. immer wieder Neues des DDR-Alltags kennen, nicht ohne dabei spannende oder lustige Abenteuer zu erleben. Hierfür gibt es ein paar Beispiele:

  • "Wenn Jan und Tini reisen" war solch eine ganz typische Puppentrickserie, die auch mit realen Orten und Menschen agierte. Jan und Tini - die beiden Puppenfiguren fuhren in einem kleinen, offenen Auto quer durch die DDR, landeten in Städten, bei Handwerkern, in Fabriken. Dort lernten sie Sehenswertes kennen, konnten bei Produktionsprozessen hinter die Kulissen und über die Schultern verschiedener Berufsgruppen schauen. Die Sendung war pädagogisch wertvoll, aber auch spannend und lustig und für die kleinen Zuschauer interessant. Zumindest das dazu gehörige Lied "Wenn Jan und Tini reisen durch unsre schöne Welt..." dürfte vielen heute noch im Gedächtnis sein, und falls nicht: es gibt inzwischen alle 14 Teile dieser Serie auf DVD.
  • "Feuerwehr Felicitas": Hier ist es eine kleine Holzfeuerwehr, der das "Immer-im-Kreis-Fahren" auf einem Karussell zu eintönig ist, die deshalb ausreißt und mit dem Jungen Felix auf Abenteuersuche geht. Man könnte meinen - Halt, jemand, der aus einem fest gefügten System ausbricht? Als Titelheld einer DDR-Serie? - Das ging mit "Felicitas" recht gut, sie brach schließlich aus, um nicht einfach nur im Kreis herumzufahren, sie wollte helfen, sich nützlich machen. Ebenso der Junge Felix, der Feuerwehrmann werden wollte. Der Gegenpol war der dicke Karussellbesitzer "Drehbums" - und der symbolisierte zunächst einmal nichts weniger als die damaligen DDR-Oberen. Es ist allerdings (vor allem, wenn man heute auf solche Geschichten schaut) nicht unmöglich, dass sich die Macher hierbei ihren Teil gedacht haben -  gut versteckte Andeutungen waren schließlich die Königsdisziplin der DDR-Kreativen, die sich nicht ganz verbiegen ließen, ohne dass eine Zensur es auch nur bemerkte.
  • "Clown Ferdinand": Ein typischer Clown - Clownsnase, große Schuhe, ein kariertes Jackett, eine riesige Sonnenblume am Revers und super tollpatschig - wenn so einer durch das Land zieht und lauter Dinge entdeckt, von denen er vorher noch nie etwas gehört hat, dann ist das natürlich eine spaßige Sache für kleine Zuschauer. Die Serie um Clown Ferdinand wurde übrigens auch im WDR gesendet - im Westen war damals solch ein Kinderformat ohne allzu übertriebenen pädagogischen Zeigefinger bislang noch nicht produziert worden.

Märchenhaftes - von DEFA bis MDR

  • Auch dies war eine ganz spezielle Schiene des DDR-Kinderfernsehens: Das Märchen. Es gibt wundervolle Märchenverfilmungen, von denen wohl "Das kalte Herz" (1950), "Der Kleine Muck" (1953) und "Das Feuerzeug" (1959) die bekanntesten der ganz frühen DEFA-Verfilmungen waren. Diese und viele weitere alte Märchenfilme aus DDR-Zeiten können Sie heutzutage im Kinderprogramm vor allem des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) finden, der dankenswerterweise in regelmäßigen Abständen gern die alten DDR-Filme und Serien hervorholt und ausstrahlt.
  • Der Sonntagnachmittag war im DDR-Kinderfernsehen Märchen(wald)zeit. Um keinen Preis der Welt wollten wohl viele Kinder diese Zeit verpassen. Zu den in der DDR selbst produzierten Märchenfilmen kamen schließlich noch wunderbare Filme aus dem sozialistischen Ausland hinzu. Besonders schöne Erinnerungen haben ehemalige DDR-Kinder wahrscheinlich an die russischen Märchenfilme. Stellvertretend seien genannt "Die schöne Warwara" und "Feuer, Wasser und Posaunen".
  • Des Weiteren sah und liebte man tschechische Märchen und verschiedene Koproduktionen. Eigentlich nicht erwähnen muss man wohl hier "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel". Dieses Märchen ist ja auch heute noch der Renner, besonders in der Vorweihnachtszeit. Man kann es heute nicht nur auf dem MDR sehen, sondern auch auf beinahe allen anderen Kanälen.
  • Eine Märchenserie der etwas anderen Art sei Ihnen abschließend noch in Erinnerung gerufen bzw. ans Herz gelegt: "Spuk unterm Riesenrad". In sieben Folgen waren hier zum Leben erwachte Märchenfiguren aus einer Geisterbahn (Hexe, Riese und Rumpelstilzchen) in der DDR-Realität unterwegs. Das barg damals - und birgt heute erst recht - großes Spaßpotenzial.

Wenn Sie nun Lust bekommen haben, die alten DDR-Serien und -Filme mal (wieder) zu sehen, dann stöbern Sie doch danach! Die MDR-Website beispielsweise macht es möglich, noch viel mehr Interessantes zu erfahren, und beinahe alle Serien und Filme gibt es inzwischen auch auf DVD. Und Sie müssen kein Kind sein, um daran Spaß zu haben, soviel sei Ihnen versprochen.

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